Nach Meinung vieler Konfliktmanagement-Experten vermeiden die meisten Menschen Konflikte, indem sie diese lieber verschweigen, als sie offen anzusprechen. Das betrifft im Übrigen gleichermaßen das Privat- und das Geschäftsleben
Sobald man merkt, dass sich ein Konflikt in der Partnerschaft anbahnt, schleicht man sich meist heimlich ins hinterste Eckchen, wo man stillschweigend sitzen bleibt und Däumchen dreht, bis die Luft wieder rein ist. Dann kommt man wieder hervorgekrochen und tut so, als sei nichts gewesen. So hat man den Konflikt erfolgreich umgangen. Oder?
Gelernte Strategien: Angriff oder Flucht
Evolutionär betrachtet reagieren wir auf Bedrohung entweder mit Angriff oder Flucht. Beides sind Schutzstrategien gegen Verletzungen. Welche davon bevorzugt wird, hat mit individuellen Prägungen und Erfahrungen zu tun. Fürs gegenseitige Verständnis möglicherweise unterschiedlicher Strategien ist deshalb hilfreich, immer auch die Gefühlswelt des Partners zu berücksichtigen: Warum und wodurch fühlt er sich gerade derart bedroht, dass er so oder so reagiert? Leidet er unter Verlustangst und fürchtet, der Konflikt würde zum Ende der Beziehung führen? Verschweigt er deshalb das Problem?
Folgen des Verschweigens
Dieses Verschweigen kann jedoch negative Folgen haben. So kann es vorkommen, dass Sie sich sowohl im Geschäfts- als auch Privatleben mit negativen Verhaltensweisen anderer zufriedengeben und diese akzeptieren, obwohl Sie innerlich vor Wut kochen. In Ihrem Beruf kann es somit zu sehr strapazierter Kommunikation kommen, worunter Teamarbeit und Produktivität leiden. In Ihrem Privatleben hingegen können leicht Grenzen verletzt werden, die den Respekt und die Wertschätzung des Partners verringern, was letztendlich auch das Ende der Partnerschaft bedeuten kann.
Aggressives Verhalten ist ein Indiz für Schwäche
Aber auch eine laute, aufbrausende Art, mit der man verzweifelt versucht, einen Konflikt zu managen, ist keine Lösung und kann ebenso verheerende Folgen haben. Tatsächlich können solche Verhaltensweisen in persönlichen und beruflichen Beziehungen ähnliche Probleme verursachen, wie sie auch durch Konfliktvermeidung entstehen.
Übertrieben aufdringliches, schikanöses oder aggressives Verhalten ist außerdem oft eher ein Indiz für Schwäche als für Stärke – der schwache Mann (oder die schwache Frau) möchte stärker, größer und klüger erscheinen, als er (sie) tatsächlich ist.