Solche Situationen vollziehen sich immer und immer wieder in geradezu ritualhafter Art: Beide Partner wissen genau, was der oder die andere sagen und wie die Reaktion ausfallen wird – man schlittert sehenden Auges in den Streit hinein. Das Problem dabei: Immer, wenn man sich so verhält, wie der andere es erwartet, stabilisiert man dieses System des Konflikts. Die Lösung kann daher sein, beim Entstehen des Streits einfach mal etwas zu tun, was der oder die Liebste nicht erwartet. Diese Technik der Konfliktauflösung nennt man „Paradoxe Intervention“ (PI). Das bedeutet, dass man sich auf eine Weise verhält, die scheinbar widersinnig oder nicht zielführend ist – und die dann aber genau das Quäntchen Abweichung vom normalen Diskussions- oder Streitritual bringt, welches die schwierige Situation auflöst oder ihr zumindest eine neue Richtung gibt. Die gewohnte Abfolge aus Aktion und Reaktion wird unterbrochen.
Eine Technik kann es sein, übertriebene Nein-Botschaften zu senden: Wenn sie zum Beispiel gern mal wieder ausgehen möchte, er sich aber faul zeigt und sie von der Idee abbringen will, kann sie sich in einen Streit verwickeln lassen oder einfach mal sagen: „Ist doch kein Problem, Schatz, bleib ruhig zu Hause, leg dich aufs Sofa, ich geh allein aus!“ So muss er auf einmal eine ganz klare Entscheidung dafür oder dagegen treffen. Auch wiederkehrende Nörgeleien lassen sich durch paradoxe Intervention auflösen, indem man zum Beispiel auf übertriebene Kritik des Partners nicht durch naheliegende Abwehr reagiert, sondern zur Abwechslung einmal Dankbarkeit zeigt: „Ja, du hast Recht, da habe ich mich wirklich blöd benommen, danke, dass du mich darauf hingewiesen hast!“
Übrigens: Die paradoxe Intervention funktioniert auch ohne Worte: Legen Sie sich doch einfach mal eine Wasserpistole bereit und „machen Sie den Partner nass“, wenn es mal wieder kriselt. Das löst zwar nicht das Ursprungsproblem, nimmt der Angelegenheit aber die Schärfe und schafft Raum für gemeinsames Lachen. Seien Sie kreativ und experimentieren Sie – es lohnt sich!