Normalerweise würde ich das niemals machen! Aber für diesen Mann, da darf ich inkonsequent sein und mir selbst den Joker zuspielen. Warum? Warum breche ich meine eigenen Regeln? beziehungsweise-Gastautorin Nadine hinterfragt in ihrem emotionalen Text, weshalb wir uns immer wieder auf Menschen einlassen, die uns nicht guttun
Und da ist er wieder – dieser Blick. Diese Augen, die dich zu ergründen scheinen. Die nie gesagten Worte, die nicht in Worte zu fassenden Gedanken. Du fühlst dich gesehen, besonders. Nahe, für diese paar Sekunden. Fern, für alles, das danach kommt.
Er löst sich von dir, du schließt die Augen. Versuchst, das Gefühl festzuhalten, es dir einzuprägen. Dir selbst zu vergeben, dass du wieder hier liegst.
Die Standards, die du sonst setzt, den Wert, den du dir gibst, die Liebe, die du dir entgegenbringst – geht es um ihn, ist das alles nicht mehr da. Du findest es nicht mehr. Es ist, als ob ihr beide Karten spielt, und du immer nur eine Karte an ihn verteilst – den Joker. Den Joker, der dafür sorgt, dass die Spielregeln nicht mehr gelten.
Dein Klingelton auf laut, mitten in der Nacht. Das Taxi, was du nimmst, um bloß keine Sekunde zu verpassen. Die Mühe, die du dir gibst und die er sich nicht zu geben braucht. Der Ablauf, der sich wiederholt, egal was du dir vornimmst.
Wie kann etwas, das dir so viel bedeutet, so bedeutungslos für ihn sein?
Wie kann die Bedeutung, die du ihm gibst, dazu führen, dass du deine eigene vergisst?
Wie kann es sein, dass du immer wieder an diesem Punkt stehst?
Er liegt zwar neben dir, doch er ist so weit weg, als wärt ihr auf verschiedenen Kontinenten.
Und du bist alleine. Alleine mit deinen Gedanken, alleine mit deinen Gefühlen. Dem Gefühl, nicht gut genug zu sein. Dem Gefühl, dich selbst zu verraten. Der Sehnsucht danach, seine Mauer zu durchbrechen. Und gehalten zu werden.
Er – wer ist er, was macht er mit dir? Was denkt er, was will er von dir? Wirst du dieses Rätsel jemals lösen, jemals eine Antwort auf diese Frage finden? Ihn jemals loslassen können?
Und in der Stille der Nacht, neben deinen Gedankenspiralen, hörst du eine andere leise Stimme.
Willst du sie hören; hörst du ihr zu?
Du – wer bist du? Was machst du mit ihm? Was denkst du, was willst du von ihm? Bist du dir selbst treu? Bist du dir selbst gut genug? Bist du für dich selbst da, in den Momenten, in denen du dich am meisten brauchst? Ist ein anderer Mensch in der Lage dazu, etwas in dir hervorzurufen, etwas in dir auszulösen, was nicht vorher schon da war? Ist er in der Lage dazu, dir etwas zu zeigen, was gar nicht da ist?
Wie kannst du etwas loslassen, das du nicht gelöst hast?
Wie kannst du etwas lösen, in Liebe und Leichtigkeit, in Vergebung und Dankbarkeit, wenn du es nicht haben willst?
Was brauchst du? Was brauchst du von dir? Was brauchst du von dir, um ihn nicht mehr zu brauchen?
Und die Stimme, sie flüstert dir zu. Finde die Antwort auf diese Frage. Finde die Antwort, und das Handy bleibt nachts aus. Das Taxi bleibt stehen und der Standard bleibt bestehen – weil du den Joker nicht mehr verteilst.
Und dann, aber erst dann. Wird es passieren.
Du lässt los. Du lässt los, weil du nicht mehr festhalten musst.
Weil du da bist.
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