Betrug hat viele Facetten

Manche Gedanken sind wie Samenkörner – nur, dass aus ihnen keine Blumen, sondern  handfeste Beziehungskonflikte wachsen können

Der amerikanische Psychologe Dr. John Gottmann ist so etwas wie der Papst der Beziehungsanalyse. Seine Forschungen öffnen nicht nur Paaren, Verliebten und Verlassenen die Augen, sondern dienen auch Paartherapeuten auf der ganzen Welt als Grundlage für ihre Arbeit. Kein Wunder, dass Gottmann selbst glücklich verheiratet ist – gemeinsam mit seiner Frau Dr. Julie Gottmann betreibt er das Gottmann Relationship Institute in Seattle. Das Love Lab, wie er es nennt. Seit 40 Jahren beobachtet er Paare und ihr natürliches Verhalten, manche von ihnen sogar über Jahrzehnte hinweg, um möglichst genaue Aus- und Vorhersagen über das Gelingen und Scheitern von Ehen und Beziehungen treffen zu können. Und darüber, was intakte Partnerschaften von angeknacksten unterscheidet.

Das zerstörerische Samenkorn

Im Zuge seiner langjährigen Forschung fand Gottmann zwei bedeutende Komponenten, die über die Zukunft einer Partnerschaft entscheiden können: Vertrauen und Betrug. Natürlich denkt man hier sofort an klassische Szenen: der Partner, der Bekanntschaften mit anderen verschweigt, nächtelang wegbleibt und Lügen erfindet, fremdgeht und die Liebe des anderen auf ganz plakative Weise mit Füßen tritt. Doch es geht auch viel subtiler. Laut Gottmann sind es nämlich vor allem die kleinen Dinge, die geheimen Gedanken über sich und den Partner, die Art und Weise der täglichen Kommunikation, die das Liebesgerüst früher oder später zum Einsturz bringen können. Betrug hat laut Gottmann demnach viele Facetten – und manche erkennt man leider erst, wenn es fast schon zu spät ist, um die Beziehung noch einmal auf ein sicheres Fundament zu setzen und das nötige Vertrauen wiederherzustellen.


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