Hören Sie sofort auf, sich zu verteidigen

Von diesem Punkt ist es dann leider oft nicht mehr weit bis zur gegenseitigen Verachtung. Ist eine Beziehung dort angekommen, geht es nicht mehr um Konfliktlösung, sondern nur noch darum, den anderen bewusst zu verletzen, konstatiert der bekannte amerikanische Psychologe Prof. John Gottman. Gottmann hat fünf destruktive Verhaltensmuster in Beziehungen eruiert: Neben Kritik und eben der Verteidigung sind dies Verachtung, Rückzug und Machtdemonstration. Verachtung bezeichnet Gottman sogar als die „Schwefelsäure der Liebe“. Ihr zersetzendes Potenzial entfaltet sie, wenn Wunden nicht nur wissentlich aufgerissen werden, sondern zusätzlich noch kräftig Salz hineingestreut wird. Seiner Erfahrung nach können die Ursache für Verachtung auch schon lange bestehende, ungelöste Probleme sein.

Entweder trennen sich Paare an einem solchen Punkt oder aber sie treten den totalen, emotionalen Rückzug an. Es wird gemauert und dem anderen gegenüber Gleichgültigkeit demonstriert. Das provoziert natürlich wiederum Frust und Zorn: „a  never ending story“. Irgendwann geht es dann nur noch um Macht und Machtdemonstration. Das Interesse am Partner ist gänzlich gewichen. Die Zeit, als beide noch Rücksicht auf die Bedürfnisse des anderen genommen haben, ist nun endgültig vorbei.

Wer nun glaubt, das Zerstörungspotenzial von Verteidigung sei damit erschöpft, irrt leider. Nicht nur, dass Verteidigung sich als Teufelskreis und Beziehungskiller erweist. Diese Verhaltensweise verhindert auch persönliches Wachstum. Verteidigung ist eine Art zu sagen: „Ich bin perfekt, so wie ich bin und deswegen muss ich mich auch nicht mehr weiter entwickeln oder auf irgendeine Art und Weise verändern.“ Eine Haltung, die unweigerlich zu persönlicher Stagnation führt. Und obendrein sehr einsam macht.


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