Hochsensibel. Geht das wieder weg?

Männer, die hochsensibel sind, ziehen sich meist zurück und kämpfen mit ihren Emotionen. Gastautor Ulrich Hoffmann hat für uns HSP-Männer aufgespürt

HSP zu sein ist weder gut noch schlecht. Es sind mehrere Bücher zum Thema erschienen, u.a. „Zart im Nehmen“ von Kathrin Sohst, selbst eine HSP, die auch Seminare zum Thema abhält. Sie empfiehlt: „Nehmen Sie Ihre Wahrnehmung, Ihre Gefühle und Ihre sensible, andere Männlichkeit an. Die unternehmerischen Herausforderungen unserer Zeit brauchen Querdenker, Starkfühler, Sanftmacher und Feintuner. Es ist eine gute Zeit, um neue Werte in diese Welt zu setzen!“

HSP-Männer tun sich in Beruf und Liebesleben oft schwer, weil sie versuchen, den Erwartungen anderer gerecht zu werden. Erst wer sich davon freimacht, kann zum „sanften Krieger“ werden, wie Blogger Oliver Domröse sich und seinesgleichen nennt. Er hat sogar ein Buch über seine Geschichte geschrieben, denn er empfand sich früher als zu weich für erfüllende Liebesbeziehungen, blieb stets der gute Kumpel. „Der Mann ist das neue schwache Geschlecht“, sagt Domröse. „Er wurde von der Feminismus-Welle regelrecht überrollt. Und steht nun geplättet da.“ Bei ihm persönlich sah das so aus: „Das erste Aufeinandertreffen mit einer neuen Frau, auf Partys oder in Discotheken, war immer prickelnd. Ich war mutig und übernahm die Führung. Bei anschließenden Treffen war davon nicht viel übrig. Ich war nett, lieb, intellektuell, verständnisvoll. Jemand, mit dem man ins Kino oder auf ein Konzert gehen kann. Aber nicht ins Bett.“ Nun rät er – nicht zuletzt sich selbst – zu „ganzheitlicher Männlichkeit“ und „konstruktiver Aggression“, einer „kultivierten“ Balance zwischen Softie und Macho. Um Frauen nicht mit der Brechstange, sondern „mit Respekt und Würde“ zu erobern.

Auch im Job scheitern hochsensible Männer meist eher daran, dass sie sich selbst schwer mit der eigenen Persönlichkeit tun. Sie möchten gern sein wie alle anderen – sind es aber nun mal nicht. Dabei bringen sie viele Vorteile mit, die es zu betonen gilt: Häufig überzeugen HSP-Männer durch Gründlichkeit, Ausdauer, Aufmerksamkeit, sowie ein Talent für das Erkennen großer Zusammenhänge. Fähigkeiten, von denen jeder Arbeitgeber profitiert!

Hochsensible wurden oft in ihrer Wahrnehmung und Weltsicht nicht bestätigt. Außer ihnen friert (oder schwitzt) keiner, „die Musik ist überhaupt nicht zu laut, sei nicht so eine Spaßbremse“, „so schlimm ist das doch gar nicht“: Das hinterlässt Kratzer am Ego. Die muss man nun, als Erwachsener, akzeptieren.

Narben machen sexy. HSP-Kratzer auch.


Weitere interessante Beiträge