Der Grad der Aufregung entscheidet
Doch was war nun zuerst: Das Huhn oder das Ei? Denn natürlich stellt sich die berechtigte Frage, ob der Tonfall zum Zeitpunkt der Gesprächsaufzeichnung nicht bereits ein Symptom der ohnehin angeknacksten Beziehung war – und nicht erst der Auslöser für ihr Scheitern. Die Wissenschaftler vermuten die Wahrheit hinter beiden Hypothesen. Ihrer Auffassung nach steckt hinter den hier beobachteten akustischen Ausprägungen nämlich immer eine gewisse Form der Aufregung. Und die resultiert normalerweise daraus, dass der Partner auf die eine oder andere Weise als Bedrohung wahrgenommen wird. Spricht man in alltäglichen Situationen also eher laut, in hoher Tonlage oder mit brüchiger Stimme, verknüpft man ihn in der Regel unterbewusst mit etwas Negativem, so die Forscher. Im Umkehrschluss lässt eine geringe stimmliche Aufregung darauf schließen, dass man sich in Gegenwart des anderen wohl und geborgen fühlt, eine Trennung also vorerst nicht in Sicht ist.
Die Ergebnisse der Studie untermauern eine ältere Untersuchung der University of Washington. Im sogenannten „Love Lab“-Experiment mit tausenden Paaren fanden John Gottman und Robert Levenson 1986 heraus, dass im Umgang mit dem Partner jeder körperliche Ausdruck den aktuellen Zustand der Beziehung widerspiegelt. Ob Lautstärke, Gestik oder unbewusste Körpersprache: Je höher die physische Aktivität, desto mehr Aufregung war zu erkennen und desto schlechter stand es auch um die Partnerschaft der Probanden. Es lohnt sich also, einmal das eigene Verhalten in der Beziehung zu beobachten – und gegebenenfalls ab und zu bewusst in einen sanfteren Gang zu schalten, selbst wenn man aufgebracht ist. Denn: Daran soll die Liebe ja nun wirklich nicht scheitern.