Ankündigungen reichen nicht. Auf Worte müssen Taten folgen. Im Kleinen wie im Großen. Sonst erleiden Beziehungen unnötig Schaden
Der Blick schweift über die Ecke im Flur. Leere Pakete stapeln sich über Zeitschriften und Zeitungen. Da könnte auch eine Pflanze stehen und ein paar Blüten würden für Lebensfreude sorgen. „Wolltest du nicht das Altpapier rausbringen?“, tönt es bemüht freundlich aus der Küche. „Gestern hast du morgen gesagt!“ Die Stimmung ist gereizt. Doch wer würde sich über etwas Altpapier streiten wollen? Niemand. Dennoch entsteht hier gerade ein Konflikt. Der geht nicht darum, wer für das Altpapier zuständig ist, auch nicht darum, wer denn beim Versandhandel was für wen bestellt hat und wer sich weigert, übergroße Wochenmagazine auf handliche elektronische Lesegeräte zu laden. Es geht um ein Versprechen, eines, das nicht gehalten wurde.
Aufgabenteilung gehört zum Beziehungsalltag. Weil sich das Bad nicht selbst putzt und der Kühlschrank nicht von alleine füllt. Mal hat ein Partner keine Lust, mal der andere. Darüber muss man sich wirklich nicht streiten. Doch wer sagt: „Ich kümmere mich darum!“, der sollte das dann auch tun. Sonst ist der Partner nicht zwingend böse, aber „sehr enttäuscht“!
Das klingt wie die Strafpredigt der Mutter, die „nicht wütend, aber traurig“ war. Und genau da liegt das Problem. Nein, nicht bei der Mutter – obwohl sich darüber sicher leidenschaftlich streiten ließe – sondern beim Kräfteverhältnis. Der unzuverlässige Partner hat in diesem Moment die Kinder-Ich-Karte gezogen, der mahnende Partner die Eltern-Ich-Karte. Damit ist die Gleichberechtigung in dieser Paar-Dynamik in diesem Moment durch den Kamin. Zurück bleiben Schuldgefühle, Vorwürfe und vielleicht der gute Vorsatz, es das nächste Mal anders zu machen. Also es überhaupt zu machen. Manchmal gesellt sich auch der Trotz dazu, dann wird es noch etwas spannender.
Damit geht das Problem in die nächste Runde, nämlich die Wiedergutmachung. Partner A denkt sich: „Ich darf das blöde Altpapier nicht vergessen“ und Partner B: „Ich bin gespannt, ob er/sie dieses Mal hält, was er / sie verspricht“. Die Stimmung bleibt also durchgehend gereizt, denn Erwartungshaltungen haben die Angewohnheit, Gefühle hoch hinauf und sehr plötzlich ganz tief hinunter fallen zu lassen.