Seine Manipulationen waren zunächst subtil. Er warf ihr Vergesslichkeit vor, er erzählte gemeinsamen Freunden, dass sie in der letzten Zeit so zerstreut wäre, dass sie unsicher Auto fahren würde, dass er sich Sorgen um sie mache, weil sie so gar nicht einsehen wollte, dass ihr nicht gut genug ginge, um lange Reisen zu unternehmen. Weil steter Tropfen den Stein höhlt, brannten sich diese Zweifel im Freundeskreis ein und sie zeigten sich ebenfalls besorgt. Kirsten wusste nicht, wie ihr geschah. Sie fühlte sich doch gut. Doch wenn alle so auf sie einredeten: Vielleicht stimmte ja tatsächlich etwas nicht mit ihr?
Nach und nach wurde Kirsten nervös und das zeigte sich. Ihr Mann bauschte kleine Vergesslichkeiten noch auf, aber am Ende war sie überzeugt: Es wäre wohl besser, zuhause zu bleiben und keine Risiken einzugehen. Mit ihrer neuen Freundin brach sie schließlich. Ihr Mann hatte die Kontrolle wieder.
Was ist Gaslighting?
Streng genommen ist jeder Versuch, den Partner verändern zu wollen, bereits manipulativ. Doch manche Veränderungen sind ja durchaus positiv und wenn sie von beiden Partnern getragen werden, auch sinnvoll. Gaslighting ist Manipulation im Geheimen, aus Vorsatz und Egoismus. Obwohl Gaslighting kein geschlechterspezifisches Phänomen ist, trifft es statistisch besonders häufig Frauen.
Dabei versucht ein häufig narzisstischer Partner durch Manipulationen den anderen in einer emotionalen Abhängigkeit zu halten. Es geht dabei um Macht und Kontrolle, oft aus der Furcht heraus, verlassen zu werden. Solche Täter zeichnen sich unter anderem dadurch aus, dass sie sich keine Grenzen aufzeigen lassen. Kommt es zum Konflikt, reagieren sie wütend, gekränkt und oft auch gewalttätig. Sie sind sehr geschickt, die Schuld zurückzuspielen – meist so geschickt, dass das Opfer sich selbst die Schuld für den Konflikt gibt. Gegen solch einen manipulativen Partner haben vor allem zuvor in anderen Beziehungen verletzte Opfer nichts entgegenzusetzen.