Liebe ist es wert, sich um sie zu bemühen. Ja, sogar um sie zu kämpfen. Wenn es also kriselt: Bitte erst einmal dem Partner und der Beziehung noch eine weitere Chance geben
Jede Partnerschaft hat ihre eigene Dynamik und individuelle Schwachstellen. Trotzdem lassen sich häufig Muster identifizieren und Themen verallgemeinern, die viele Paare betreffen. Und an denen viele Beziehungen scheitern. Dennoch gibt es kein Universalrezept dafür, wie sich eine Paarbeziehung kitten lässt – wohl aber Strategien und Impulse für glückliche, langfristige Liebesbeziehungen. Bevor man also die Flinte ins Korn wirft und wegen „unüberbrückbarer Differenzen“ vor den Kadi zieht, sollten folgende Dinge nicht unversucht bleiben.
Paartherapie
Als erstes kommt meist der Gedanke an eine Paartherapie, eine Beratung oder ein Beziehungs-Coaching. Zu Recht und oftmals ja auch mit Erfolg. Vorher (oder begleitend) machen aber außerdem folgende „Maßnahmen“ Sinn:
„Crossing the Bridge“
„Wir haben uns auseinandergelebt“ ist die Standardklausel, wenn sich wieder einmal ein Promi-Paar „freundschaftlich“ trennt. Natürlich ist die Gefahr des Auseinanderlebens in längeren (oder auch räumlich getrennten) Beziehungen groß. Aber genauso gut kann man versuchen, wieder zueinander zu finden, wenn ein Partner sich distanziert. Nicht aufgeben oder warten, dass der Andere sich ändert – sondern auf ihn zugehen! Probleme aus der Sichtweise des Partners betrachten, Positives hervorheben und den Partner loben (5 x Lob für 1 x Kritik lautet eine Faustformel).
Video: Die berühmte Paartherapeutin Hedy Schleifer im englischsprachigen TEDx-Talk.
Kommunikation verbessern
Wenn die Fetzen fliegen und die Emotionen hochkochen, werden oft grundlegende Kommunikationsregeln missachtet. Tiefsitzende Verletzungen sind dann oft die Folge. Erfolgreiche Kommunikationsregeln sind: Diskussion vertagen und erst einmal runterkommen, Du-Botschaften vermeiden und auf nonverbale Kommunikation achten beziehungsweise negative Signale (entnervtes Augenrollen, verächtliches Naserümpfen etc.) zu unterlassen. Sobald die Köpfe wieder kühl sind, sollte das Streitthema konstruktiv angegangen und nicht unter den Teppich gekehrt werden.
Buchtipp: Schulz von Thun, Miteinander reden 1-3
An sich arbeiten, sich selber lieben
Manchmal sind die Verletzungen so groß, dass ein Partner (oder beide) sich erst einmal zeitweilig (!) zurückziehen muss, um seine Wunden zu lecken und zu heilen. Nicht beleidigt, sondern als Zeichen von Selbstachtung. Und Selbstliebe. Zu sich selber, seinen Gefühlen und Bedürfnissen zurückzufinden lautet dann die Devise. Um danach gestärkt zurückzukehren und sich einmal den eigenen Anteil am Beziehungschaos anzusehen. Und dafür auch die Verantwortung zu übernehmen. Positiver Nebeneffekt: Wer mit sich selbst im Reinen ist, hat auch auf andere eine positive, attraktive Ausstrahlung.
Buchtipp: Eva-Maria Zurhorst, Liebe dich selbst und es ist egal, wen du heiratest.
(Körperliche) Nähe & Leidenschaft wiederbeleben
In manchen langfristigen Partnerschaften kommt es gar nicht zu kräftezehrenden Streitigkeiten – aber auch nicht mehr zu Intimität. Körperliche Nähe ist irgendwo auf der Strecke geblieben. Die Leidenschaft wiederzubeleben, ist übrigens der häufigste Grund für eine Paartherapie. Aber man kann auch ohne professionelle Anleitung einfach mal wieder auf dem Sofa kuscheln, Händchen halten und dem Partner tief in die Augen schauen. Mal wieder Zeit zu zweit verbringen – es muss ja nicht gleich ein Romantikhotel sein, aber auch nicht immer nur vor dem Fernseher. Körperlicher Kontakt löst „Wohlfühl“-Hormone wie Oxytocin aus. Verweigert sich einer der Partner dem anderen, macht es natürlich Sinn, den (oft unbewussten) Gründen auf den Grund zu gehen. Mit Therapeut – oder beispielsweise der Lektüre unseres Autorentipps: David Schnarch