Falsche Freunde in der Liebe: Wenn-dann-Sätze

3. Das Spiel mit dem Feuer – ‚Wenn er/sie mich wirklich lieben würde, dann würde er es nicht zulassen, dass ich mich offensichtlich jemand anderem zuwende.‘

Ich begegne immer wieder Menschen, die sich über mangelnde Eifersucht bei ihrem Partner beklagen und dies mit der Abwesenheit von wirklicher Liebe, Leidenschaft und Feuer gleichsetzen. Leider ist echte Eifersucht nur in der fiktiven Form ein Zeugnis wahrer Liebe. Denn eigentlich gibt sie Rückschluss auf ein mangelndes Selbstwertgefühl. Und doch starten einige in ihren Beziehungen den gefährlichen Versuch, die Liebe ihres Partners auf die Probe zu stellen, indem sie sich augenscheinlich für jemand anderen zu interessieren beginnen. Dies natürlich nur in der Absicht, die Gefühle ihres Gegenübers zu testen. Problematisch wird das Spiel mit diesem Feuer dann, wenn er/sie noch immer nicht entsprechend reagiert und der Konkurrenz nicht, wie gewünscht, voll glühender Leidenschaft den Fehdehandschuh vor die Füsse wirft. Dann wird es peinlich.

4. Die Lösung eigener Probleme – ‚Wenn er/sie mich wirklich lieben würde, dann würde er mir helfen, dieses und jenes Problem in meinem Leben zu lösen.‘

Zunächst sei gesagt, dass wir, auch in einer liebevollen Partnerschaft, für uns selbst verantwortlich sind. Ein Partner sollte weder Coach oder Therapeut sein, noch sollte er die Rolle eines Erziehungsberechtigten übernehmen, wenn es um uns selbst geht. Denn das hat mit Liebe nichts zu tun. Natürlich kann man sich gegenseitig dabei unterstützen, alltägliche Probleme zu bewältigen und sich selbstverständlich auch einmal Dinge abnehmen. Aber wenn mein Partner sich weigert, meine Abschlussarbeit fertigzuschreiben, schwierige Diskussionen in meiner Familie und meinem Freundeskreis stellvertretend für mich auszutragen, oder sich jeden Abend meine endlosen Frustrationsschleifen über die ewig gleichen Dinge anzuhören, dann hat das nichts mit mangelnder Liebe zu tun. Es hat etwas mit dem Anspruch an uns zu tun, dass unser Partner glaubt, dass wir in der Lage sind, diese Angelegenheiten selbst zu regeln. Und das sollte man begreifen. Denn sonst wird es schmerzhaft, demütigend und auch peinlich.

Abschließend sei gesagt, dass wir alle das unglaubliche Privileg haben, aus unseren Erfahrungen zu lernen und unser Verhalten durch Reflexion nachhaltig zu korrigieren. So wachsen wir und kommen dem Anspruch an ein glückliches Leben jeden Tag ein wenig näher. Gelingt uns dies auch noch innerhalb einer Partnerschaft, dann können wir am Ende eines Tages auf ‚Wenn-dann‘-Sätze in der Liebe tatsächlich verzichten.


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