Und dann sagte er ihr Folgendes: „Ich hab mir große Mühe gegeben, dir heute einen schönen Abend zu machen, dich ins Kino eingeladen, dir Popcorn spendiert und dir meine Gefühle offenbart. Und jetzt, wo ich mit dir Liebe machen will, da stößt du mich von dir. Ganz ehrlich, wie soll ich mich jetzt fühlen?“
Sie schämte sich. Sie wollte ihn nicht verletzen. Sie glaubte jetzt schon, dass es wieder vorbei wäre. Und dann fragte sie ihn, was sie tun kann, damit er bleibt. Er nestelte an seiner Hose und wies sie mit einer Geste darauf hin, dass sie sich auf den Fußboden setze möge. Dann sagte er: „Zeig mir, wie sehr du in mich verliebt bist“. Dann zog er seine Hose runter.
Fortan nötigte er sie drei Wochen lang. Er drohte ihr immer wieder an, sich von ihr zu trennen, wenn sie seinen Wünschen nicht Folge leistete. Andernfalls würde er ihren Freundinnen erzählen, was für eine Versagerin sie sei. Sie wollte dazugehören. Und sie wollte sich geliebt fühlen. Sie fügte sich und dann machte er doch Schluss mit ihr. Er habe es satt, sie dauernd zu irgendwas einzuladen, wenn sie ihn dafür nicht ran lässt. Er habe jetzt eine Freundin, die das alles mit ihm und für ihn mache.
Und wieder dachte sie, dass alles ihre Schuld wäre. Sie glaubte, wenn sie ihm seinen Wunsch erfüllt hätte, mit ihm zu schlafen, dass er dann noch mit ihr zusammen wäre. Sie machte sich große Vorwürfe. Mit ihrer Mutter konnte sie nicht darüber reden, diese hatte genug mit sich selber zu tun. Kurz darauf ritzte sie sich das erste Mal.
Fünf Jahre später hatte sie ihren ersten richtigen Freund
Dieses Mal war auch vieles anders, so glaubte sie zu Anfang. Er ließ ihr Zeit. Was vor einiger Zeit geschehen war, hatte sie fast vergessen – oder erfolgreich verdrängt. Sie gingen Hand in Hand, küssten sich, kuschelten auch miteinander, aber zu mehr kam es nicht. Sie war so dankbar, ihn zu haben, und dass er ihr so viel Zeit ließ und nicht gleich Sex wollte.
Nach etwa einem halben Jahr jedoch sollte es dann passieren. Sie schliefen miteinander.
Sein rascher Atem war ihr erster Flashback. Sie musste an ihre erste sexuelle Erfahrung denken. Sie hatte mehr als nur ein ungutes Gefühl.
Für einen Moment fühlte es sich gut an. Er war vorsichtig und als er in ihr drin war, atmete sie erleichtert auf. Denn es tat wirklich nicht weh. Dennoch erinnerte sie sein erregtes Atmen immerzu an ihr Trauma, das sie davongetragen hatte. Als er sie dann um Oralsex bat, überkam sie großer Ekel, willigte aber ein. Sie schloss ihre Augen. Sie fühlte nichts dabei und ließ es über sich ergehen. Sie wollte ihn nicht enttäuschen.