Da war dieser Junge, 17 Jahre alt, sie lernte ihn auf einer Party kennen. Ihre damals beste Freundin stellte ihn ihr vor. Er war eigentlich ganz nett anfangs, so schien es. Er schmeichelte ihr. Sie freute sich über diese Form von Aufmerksamkeit, kannte sie diese doch nur aus Erzählungen. Es würde auch nicht weh tun, wurde ihr erzählt, wenn sie das erste Mal Sex hätte. Sie mochte ihn sehr, aber sie fühlte sich noch nicht dazu bereit. Nach einer Woche dann war es jedoch soweit. Sie waren zusammen im Kino. Er, sie, ihre beste Freundin und deren Freund. Er wollte sie noch nach Hause bringen. Vor ihrer Haustür küssten sie sich dann. Ihr Herz pochte. Es fühlte sich schön an. Sie glaubte, sie wäre verliebt. Und sie glaubte, seine Gefühle ihr gegenüber wären aufrichtig.
Hätte sie ihn nur nicht mit nach oben genommen
Er fragte sie, ob er noch mit rauf kommen dürfe. Er wollte ihr Zimmer sehen. Er gaukelte ihr ernsthaftes Interesse vor. Und er war geschickt, denn sie glaubte ihm. Als er ihr sagte, dass er verliebt sei und sie etwas ganz Besonderes wäre, freute sie das total. Sie war hin- und hergerissen. Einerseits war ihr das noch zu früh, ihn mit nach oben zu nehmen, auch weil sie nicht wusste, ob ihre Mutter mal wieder betrunken war, andererseits hatte sie auch Angst davor, dass er sein Interesse an ihr verlor. Er war so lieb zu ihr, hatte er doch im Kino noch seinen Arm um sie gelegt und ihr übers Haar gestreichelt. Auch spendierte er ihr die Kinokarte und Popcorn.
Und dann nahm sie ihn mit nach oben. Warum sie das tat, weiß sie bis heute nicht.
Nachdem sie beide eine Weile auf ihrem Bett gesessen hatten, sich unterhaltend und der Musik, die im Hintergrund lief, lauschend, rückte er näher an sie ran. Er legte seine Hände auf ihre Oberschenkel und beugte sich zu ihr rüber. Wieder küssten sie sich. Es kribbelte einerseits, aber trotzdem war da etwas, das sie irritierte.
Hätte sie ihn nur nie gefragt
Sie spürte anhand seines Atems, dass er erregt schien. Er atmete schneller. Trotzdem gab er sich Mühe, zärtlich zu sein. Ihr war es jetzt schon zu viel, trotzdem hinderte sie ihn nicht daran, mochte sie ihn doch so sehr. Und dann sagte er, dass er gerne mit ihr schlafen wolle. Sie sagte, es wäre ihr zu früh. Und er schien es im ersten Moment zu akzeptieren. Er ließ von ihr ab. Und er sagte nichts weiter. Aus seinem Gesichtsausdruck meinte sie trotzdem eine gewisse Enttäuschung ablesen zu können. Sie hoffte, dass er ihr nicht böse sein würde. Er war der erste Junge, der sich für sie zu interessieren schien. Und dann stand er auf. Er wollte gehen. Sie fragte ihn, ob er böse sei. Er sagte immer noch nichts. Er schwieg. Stattdessen seufzte er. Und sie dachte sofort daran, etwas falsch gemacht zu haben. Sie traute sich kaum, zu fragen. Und dennoch fragte sie ihn.