Der Psychologe Oskar Holzberg empfiehlt in einem Artikel der Süddeutschen Zeitung, nicht den Partner zu entwaffnen, sondern das eigene Gewissen. Druck empfindet nur, wer sich unter Druck setzen lässt. Für seine Gefühle ist jeder selbst zuständig. Sich selbst wichtig zu nehmen und die Verantwortung für anderer Leute Gefühle abzulegen, ist kein leichtes Unterfangen, aber notwendige Basis einer gesunden Beziehung.
Emotionale Erpressung thematisieren oder abblocken
Ist der Fokus wieder auf das eigene Erleben gelenkt, kann begonnen werden, erste Strategien für eine partnerschaftliche Kommunikation zu ergreifen. Eine Lösungsstrategie für typischen Konfliktmomente könnte dann sein, diese klar und offen anzusprechen. Ohne Vorwürfe oder Rechtfertigungen, sondern auf mitfühlende Weise, beispielsweise mit “Lass mich verstehen, weshalb du jetzt so ärgerlich bist.“ Oder mit offenen Fragen wie „Kannst du nachvollziehen, wie dieses Verhalten bei mir ankommt?“
Ist der Partner für eine derartige Thematisierung noch nicht bereit, kann der Erpresste sich auch erst einmal mit einem klaren „Nein“ aus der Situation zurückziehen. Insbesondere am Anfang wird dies hart sein und heftige Gegenwehr hervorrufen. Die Herausforderung ist, sich keine Schuldgefühle machen zu lassen und den Partner nicht ebenfalls mit Schuldzuweisungen abzustrafen. Führen Erpressungsversuche nicht zum erhofften Erfolg, muss sich der Erpresser langfristig zwangsweise ändern. Denn zu emotionaler Erpressung in einer Beziehung gehören immer zwei.
Emotionale Erpressung mit professioneller Hilfe auflösen
Gehört emotionale Erpressung schon sehr lange zur typischen Beziehungskommunikation, kann sie oftmals nur mit professioneller Unterstützung aufgelöst werden. Die Aufarbeitung der bisherigen Beziehung und Auflösung lange eingeübter Verhaltensmuster kann mitunter sehr langwierig und schmerzvoll sein – für beide Seiten.