Einsam in der Zweisamkeit

Ich muss hier raus

Ich entscheide, zu meiner besten Freundin zu gehen. Hier drehe ich noch durch. Ich packe ein paar Sachen zusammen, ziehe meine Schuhe an und gehe runter. An der Haustür spüre ich einen dumpfen Schmerz in der Brust, hier standen wir noch vor ein paar Stunden und haben uns angeschrien. Ich kann nicht anders und gehe an deiner Lieblingskneipe vorbei. Ich weiß schon, das ist dumm, aber meine Füße tragen mich von selbst dorthin. Ich stelle mich in eine dunkle Ecke und linse wie ein bekloppter Stalker durchs Fenster. Dort sitzt du, mit einem Bier in der Hand und lachst. Du bist wie immer der charmante Entertainer, in den ich mich verliebt habe. Redest wild gestikulierend, deine Augen strahlen. Du fährst dir durchs Haar und alle kleben an deinen Lippen.

Zwei Löcher im Herzen

Mir wird schlecht, es bohren sich zwei Löcher in mein Herz: Das erste, weil ich realisiere, dass ich diesen wunderbaren, sympathischen Sonnenschein gerade verliere. Diesen Mann, der mein Herz gewonnen hat. Ich war so stolz, dass du mich von all den Frauen, die hinter dir her waren, ausgewählt hast. So überglücklich. Die Tränen kullern. Schon wieder.

Das zweite Loch entsteht, weil es dir so augenscheinlich überhaupt nichts ausmacht, dass deine dich liebende Freundin zu Hause sitzt und sich elend fühlt. Es interessiert dich nicht. Du sitzt dort und amüsierst dich. Als wäre nichts gewesen. Das macht mich unfassbar wütend und traurig zugleich. Wie viel bedeute ich dir überhaupt? Wie wichtig ist dir, dass es mir gut geht? Ich halte mir die Hände vors Gesicht, weil ich merke, dass ich schluchze. Meine Kehle schnürt sich zu. Ich fange sogar an, zu japsen, weil ich kaum Luft bekomme. Was ich hier sehe und fühle, ist ganz und gar nicht gesund. Ich laufe zügig weiter, ich muss hier weg. Eine traurige Gewissheit breitet sich in mir aus. So kann es nicht weitergehen. Denn so wie jetzt will ich mich nicht fühlen. Nicht, während du da drinnen den Spaß deines Lebens hast. Das war’s dann wohl.