Die Gefahr aus dem Büro, wenn frau auf seine Kollegin eifersüchtig ist

Wenn die Freundschaft zwischen meinem Mann und seiner neuen Kollegin meine Alarmglocken schrillen lässt – und warum das oft Unsinn ist

Um das direkt klarzustellen: Ja, ich bin eifersüchtig auf seine Kollegin. Aber erst mal zu mir. Ja, mir  wurde Eifersucht in die Wiege gelegt und ja, ich inspiziere mein Umfeld empfindlich und genau und wittere vielleicht auch überdurchschnittlich häufig Bedrohungen, wo keine sind. Leute, die mir etwas wegnehmen könnten. Meistens haben sie in Wahrheit gar kein in Interesse an meinem Teil vom Kuchen, sondern wollen viel lieber ihren eigenen, der mir vermutlich nicht mal schmecken würde. Trotzdem, insgeheim schrillen die Alarmglocken und meist lasse ich sie erstmal bimmeln, ohne ein Gezeter zu veranstalten. Wenn es zum Beispiel um das außergewöhnliche Kleid geht, das eine Bekannte an mir gesehen, es nachgekauft hat und nun zu jeder Gelegenheit trägt, als sei sie hineingeboren worden. Um des lieben Friedens willen halte ich da meinen Mund. Aber manchmal lässt sich das Kribbeln in der Kehle nicht runterschlucken. Wenn mir jemand ohne zu fragen Pommes vom Teller klaut zum Beispiel. Oder wenn es um den Mann geht, den ich liebe, und seine Kollegin.

„Ich komme heute etwas später“

Menschen gehen in Büros, arbeiten, reden, diskutieren, essen und lachen mit anderen Menschen, fünfmal die Woche, acht bis neun Stunden am Tag. Wenn sie dann nach Hause kommen, bleiben vielleicht noch fünf Stunden mit dem Partner – vorausgesetzt, der hat keine Spätschicht oder etwas vor. Dann wird geschlafen und mit viel Glück und heimischer Struktur schlürft man morgens noch gemeinsam eine schnelle Tasse Kaffee oder tritt sich zumindest im Bad zärtlich auf die Füße. Unterm Strich jedoch verbringt man als durchschnittlicher Angestellter, somit auch mein Mann, mehr Zeit mit den Kollegen als mit dem Menschen, den man liebt. Und das allein kann schon das erste Fünkchen Eifersucht auf die Kollegin entfachen.

„Die neue Kollegin ist echt super witzig“

Ich bin mir nicht sicher, ob Freundschaften zwischen Männern und Frauen wirklich funktionieren, aber per se spricht erstmal nichts dagegen, wenn mein Mann und seine Kollegin, sich „nett“ finden. Er geht mit ihr Mittagessen, okay. Sie erzählt von ihrem sturen Vater und davon, was ihr Hund neulich angestellt hat und gemeinsam regen sie sich über ihre Chefin auf, okay. Das ist harmlos und normal. Aber bei „witzig“ hört der Spaß für mich auf. Ich stelle mir eine vor Charme strotzende Humorbombe vor, die ihn mit ihrer Schlagfertigkeit so beeindruckt, dass er sich das Kantinenessen vor Lachen in den Bart schmiert und dann kichern sie wie die Schulkinder auf der letzten Bank und bauen über die geballte Lustigkeit eine Nähe auf, die wir in unseren wenigen Abendstunden zwischen einkaufen, kochen, organisieren und runterkommen kaum mal erreichen können. Die nette Kollegin wird zu Konkurrenz, weil sie etwas hat, was ich nicht habe: seine Zeit, kleine Alltagsmomente, Gespräche, Tag für Tag. Ich bin eifersüchtig auf diese Kollegin.


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