Der Freund meiner besten Freundin flirtet mit mir – und nun?

Was auch immer die heimlichen Annäherungsversuche bedeuten: Sind die Zeichen unmissverständlich, will man als gute Freundin etwas tun. Vernunft, Loyalität und Mut helfen dabei

Wenn jemand, der für einen selbst aus glasklaren Gründen unantastbar ist, plötzlich romantische Signale aussendet, ist das zunächst mal verwirrend. Vor drei Jahren habe ich es selbst erlebt: Der neue Freund meiner besten Freundin machte mir Avancen. Und ich hatte den Zweifelsalat. Hatte Jakob mir gerade absichtlich einen Sekundenbruchteil zu lang in die Augen geguckt? Hätte er nicht ebenso gut an mir vorbeigehen können, ohne meine Hand mit seiner zu berühren? Warum fragt er so viel und merkt sich jedes meiner Worte? Die Fülle meiner Beobachtungen machte mir Bauchschmerzen.

Pia hatte von all dem, was da in meinem Kopf oder tatsächlich stattfand, nichts mitbekommen. Sie war endlich auf ihrer Wolke Sieben gelandet, angekommen in einer Partnerschaft, die sich genau so entwickelte, wie sie es sich in etlichen weinseligen Küchentisch-Gesprächen mit mir zusammengeträumt hatte. Ich hatte sie seit einer Ewigkeit nicht so glücklich gesehen. Das Letzte, was ich nun tun wollte, war, ihren rosaroten Luftballon mit meinen eitlen Unterstellungen zum Platzen zu bringen.

Also tat ich erstmal nichts

Dann traf ich die zwei auf der Hochzeit einer Freundin wieder. Ich hatte mir vorgenommen, gute Miene zu machen und die Sache noch einmal ganz objektiv zu betrachten. Et voilà: Jakob war der perfekte Freund. Himmelte Pia an in ihrem Spitzenkleid, holte Getränke, hielt ihre Hand. Vielleicht lag es nur daran, dass ich nie mit ihm allein war, jedenfalls blieb er mir gegenüber neutral. Alles war gut. Gegen halb drei Uhr nachts wollten die beiden gehen. Ich drückte Pia ein bisschen länger als sonst und sagte ihr noch ins Ohr, wie sehr ich mich für sie freute. Dann gab mir Jakob diesen angesoffenen Kuss auf die Wange, streifte mit den Lippen meinen Hals und flüsterte „Bis bald, Baby – wird Zeit!“ in mein Ohr. Ich zog ruckartig den Kopf zurück und starrte ihn an. Doch er lächelte nur süffisant, zwinkerte mir zu und legte dann brav den Arm um Pia, die sich gerade vom Brautpaar verabschiedete.


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