Der Feind in meiner Küche – Meine Frau lebt plötzlich vegan

„Ich komme mir oft vor wie in einem Film, weil das, was bei uns geschieht, grotesk anmutet, man könnte denken, ein Drehbuchautor hätte sich das ausgedacht“ sagt Arne. „Gabriela und ich, die wir immer in jeder Hinsicht einträchtig waren, agieren seit Monaten wie schlimme Feinde. Nicht, weil ich meine Liebste betrogen habe, nein, der Grund ist, dass ich Eier esse. Es gibt doch einen Film, der heißt „der Feind in meinem Bett“. Mein Feind sitzt in unserer Küche. Und inzwischen auch im Bett.”

“Wenn wir uns einen Abend lang zermürbend darüber gestritten haben, ob ich ein Mörder bin, weil ich Leberwurst liebe, dann läuft später in der Kiste nichts mehr. Mit dem Vorspiel vergeht mir jede Lust – und Gabriela erst recht. Solche Gespräche sind unsexy. Wir sind allmählich in diese Krise geraten und ich würde sagen mich trifft hier keine Schuld, außer, dass ich eben ausgesprochen gern Parmesan und Eier esse und Leberwurst und auf keinen Fall vegan leben möchte.”

“Erst habe ich wirklich alles sehr ernst genommen, was Gabriela mir über die Rechte der Tiere und Tierhaltung unter übelsten Umständen erzählt hat. Ich habe ihr aufmerksam zugehört, sie dabei hat ihre Gemüselasagne gegessen und ich meine mit Hack. Wir haben extra zwei verschiedene Arten von Lasagne in den Ofen geschoben. Ich konnte auch alles gut verstehen, was Gabriela bewegt. Aber ich hatte weiterhin einfach Lust auf Fleisch, ich bin ein Lustmensch, und Gabriela ist es eigentlich auch.“

“Ich achte natürlich auf das Tierwohl, aber das reicht ihr nicht.”

“Um Gabriela zu zeigen, wie ernst ich ihr Anliegen nehme, bin ich ewig weit zu einem ökologisch korrekten Bauernhof gefahren, um dort ein Huhn zu kaufen. Und Gabriela hat das geschätzt, dass ich mir Mühe gebe, auf das Wohl der Tiere zu achten. Sie hat gleichermaßen akzeptiert und toleriert, dass ich Fleisch essen möchte. So muss das doch auch laufen, das Praktizieren von Toleranz sollte eines der obersten Gebote in einer Beziehung sein, ist die Toleranz weg, ist die Liebe aus dem Haus. Der Wille zur Toleranz sollte übrigens auch ein wichtiges Gebot in einer Gesellschaft sein. Ich kriege allerdings vermehrt mit, dass Vegetarier und Veganer einen angreifen, weil man in einer geselligen Runde ein Würstchen auf dem Teller hat. Auf was steuern wir zu? Noch vor einem Jahr hätte Gabriela dieses intolerante Verhalten zutiefst verurteilt. Gabriela ist für mich der Inbegriff eines toleranten Menschen, das war sie zumindest. Jetzt wirkt sie auf mich, als hätte sie sich einer Gehirnwäsche unterzogen. Unter ihren Freunden wächst die Anzahl der veganen Ideologen, vor allem sind es die Frauen, die sind richtig militant, das ist wie eine Verschwörung. Gabriela vorneweg. Ich finde, Gabriela verrät ihre Ideale.“