Der „Du gehörst mir“-Irrtum

Hinter Verlustangst stecken mangelndes Vertrauen und ein geringes Selbstwertgefühl

Diese Aussagen passten gut zu dem, was ich auf der anderen Seite von Kunden, die in einer Beziehung »Du gehörst (zu) mir-Ketten« erlebt oder sie jemandem angelegt hatten, gehört habe. Denn hinter dem Wunsch, dem Partner den Kontakt mit für die eigene Partnerschaft potenziell »gefährlichen« Personen einzuschränken, steckten beispielsweise:

  • Die Überzeugung, dass solche Regeln einfach »normal« sind und Verzicht zu Beziehungen nun mal dazugehört.
  • Mangelndes Vertrauen in die Treue des Partners.
  • Das Gefühl, dem Partner nicht zu genügen.
  • Das Gefühl, das eigene Leben sei im Fall eines Seitensprungs oder des Verlusts des Partners zu Ende.
  • Das dringende Bedürfnis nach Zugehörigkeit, für das man bereit ist, die eigene Freiheit aufzugeben.  Das Gefühl, dass andere viel attraktiver, klüger und einfach begehrenswerter sind als man selbst.

Es scheint also, dass es beim »verordneten« Kontaktabbruch in Wahrheit gar nicht so sehr um Romantik, sondern eher um die eigene Angst geht. Die Angst davor, was passieren könnte, wenn der Partner fremdflirtet oder fremdgeht. Und hinter dieser Angst stecken mangelndes Vertrauen, ein geringes Selbstwertgefühl und die Sorge, verlassen zu werden. Vor allem auf Seiten desjenigen, der seinem Partner die „Du gehörst (zu) mir-Kette“ anlegt, aber auch bei dem, der sie sich anlegen lässt. Denn entweder teilt er die Meinung seines Partners, oder er tut es nicht, lässt aber dennoch zu, so behandelt zu werden, anstatt sich zu wehren – was ebenfalls für ein eher schwaches Selbstbewusstsein und möglicherweise die Angst vor dem Alleinsein spricht.

Goodbye Beziehungsstress

Elena-Katharina Sohn

ISBN-10: 3548377149

Verlag: Ullstein


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