Der Weg „raus“ aus der Computerspielsucht
Es gibt Selbsthilfegruppen, ambulante und auch stationäre Therapiemöglichkeiten. Am besten ist es, Sie informieren sich über die Möglichkeiten an Ihrem Wohnort. Da die „gaming disorder“ erst kürzlich offiziell als Krankheit anerkannt wurde, sind nur wenige spezialisierte Einrichtungen verfügbar (6), aber grundsätzlich können Ihnen auch auf Abhängigkeitserkrankungen und/oder Verhaltensstörungen spezialisierte Kliniken eine adäquate Behandlung anbieten. Im Internet finden Sie zahlreiche Adressen (7). Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hat einen Selbsttest (v.a. für Jugendliche) (8) entwickelt, der anzeigen soll, ob die Gefahr für eine Computer- oder Internetsucht besteht.
Der Weg aus der „gaming disorder“
Auf dem Weg aus der „gaming disorder“ wird es zunächst darum gehen, das problematische Verhalten zu unterbrechen, also die Abstinenz vom Spiel. Das kann unter Umständen in der häuslichen Umgebung schwierig sein, weil genau das dem Betroffenen unmöglich zu sein scheint. Langfristig wird das Ziel sein, einen angemessenen Umgang mit dem „Online- und Offline-Sein“ zu finden. Eine Herausforderung, gerade wenn der Betroffene am Computer arbeitet oder auch nur Alltäglichkeiten an diesem erledigt, ist doch das Spiel immer nur einen Klick weit entfernt.
Alternative Hobbys und Interessen zu finden und Möglichkeiten, sich mit einer schönen Beschäftigung „zu belohnen“, könnten ein weiterer wichtiger Schritt sein. Ebenfalls wird es um die Entwicklung adäquater Stressbewältigungsstrategien gehen, um nicht der Versuchung zu erliegen, bei Problemen im Alltag und der Realität wieder in die virtuelle Welt zu flüchten.
Computerspielsucht und Gesellschaft
Gesellschaftlich werden auch andere Verhaltensweisen in Hinblick auf ihre problematische Nutzung und sich daraus ergebenden Folgen für die Gesundheit und das soziale Leben thematisiert werden müssen. Das gilt insbesondere für die exzessive Nutzung der sozialen Medien. Letztlich ist es egal, ob jemand viele Stunden am Tag am Computer spielt oder nicht mehr am realen sozialen Leben teilnimmt, weil er sich bei Facebook, Twitter oder WhatsApp tummelt. Probleme können aus beidem erwachsen. Und eines ist klar: Es verändert unser gesellschaftliches Leben. Ein kritischer und reflektierender Blick auf unseren Umgang damit ist von uns allen gefragt.
Werfen wir zum Schluss noch einmal einen Blick auf unsere Fallgeschichte. Julian ist seit drei Monaten nicht mehr zur Uni gegangen. Seinen Nebenjob hat er an den Nagel gehängt. Das Geld von den Eltern fließt ja noch, aber er müsste sich auch bei ihnen bald mal wieder blicken lassen. Aber wann? Sein Spiel nimmt immer mehr Zeit in Anspruch, er kann kaum noch schlafen. Caro ahnt noch nichts von seinem Problem.
Mittlerweile nervt es ihn, dass er kaum noch die Gelegenheit hat, sich mit ihr zu verabreden. Wie soll das überhaupt alles werden? Er will doch nicht in fünf Jahren immer noch tagein tagaus vor dem Rechner abhängen! Er hat den Verdacht, dass seine Mitspieler alles irgendwie kaputte Typen sind. Das ist doch irre, es gibt doch noch eine Welt „da draußen“ und Caro ist eine tolle Frau. Er könnte sich gut vorstellen, dass mehr daraus wird. Vielleicht sollte er sich einfach abmelden, aber schafft er das allein? Neulich hat er schon mal ein wenig recherchiert und eine Kontaktadresse der Medienambulanz herausgesucht. Er ruft dort jetzt an. Schaden kann es ja nicht.
Dieser Artikel dient nur der allgemeinen Information, nicht der Diagnostik oder Paarberatung. Er wurde gewissenhaft recherchiert, dennoch erhebt er weder Anspruch auf Vollständigkeit noch kann die Aktualität, Richtigkeit und Ausgewogenheit der dargebotenen Information garantiert werden.