Computerspielsucht: Was Sie für Ihre Partnerschaft wissen sollten

34 Millionen Deutsche spielen Online- oder Videospiele. Ein kleiner Teil jedoch kann nicht mehr damit aufhören. Nicht selten verbringen Betroffene den Großteil des Tages vor dem Computer. Was die Computerspielsucht für eine Partnerschaft bedeutet und welche Wege es aus der von der WHO seit neuestem so klassifizierten Erkrankung gibt, darüber gibt der folgende Artikel Auskunft

Wer ist von einer Computerspielsucht betroffen?

Ca. 34 Millionen Deutsche spielen Online- und Videospiele, nur ein kleiner Teil davon so exzessiv, dass ihr Verhalten als pathologisch bezeichnet werden kann. Die Prävalenz ist unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen zwischen 15 und 30 Jahren besonders hoch, aber es wird auch von einer steigenden Zahl älterer Spieler (ab 50 Jahren) berichtet. Jungen und Männer sind wesentlich häufiger betroffen als Mädchen und Frauen. Jeder zwölfte Junge oder junge Mann zwischen 12 und 25 Jahren ist computerspielabhängig, so eine DAK-Studie (2). Mädchen fühlen sich weniger von Spielen angezogen, dafür jedoch häufiger von sozialen Netzwerken (3).

Immerhin 22 Prozent der befragten jungen Menschen mit Abitur oder Studienabschluss spielen an sieben Tagen in der Woche am Computer, Tablet, an der Spielkonsole oder am Smartphone (4).

Auswirkungen einer Computerspielsucht auf das soziale Leben und die Partnerschaft

Nicht jeder, der sich das eine oder andere Stündchen von einem Computerspiel faszinieren lässt, ist gleich süchtig oder krank. Skeptisch sollten Sie werden, wenn Ihr Partner den normalen Alltag meidet und sich lieber in seine Spielwelt zurückzieht, wenn er nicht mehr aufhören kann und immer häufiger wichtige Termine versäumt, Sie immer wieder mit der Begründung, dass er jetzt gerade nicht „aus dem Spiel“ könne, versetzt oder sogar jeglichen Treffen mit anderen Menschen aus dem Weg geht, weil er „Wichtigeres“ zu tun hat. Besorgniserregend wird es nicht erst, wenn er nicht mehr zur Arbeit geht oder auf die eigenen Bedürfnisse achtet, kaum mehr schläft, körperlich aktiv ist oder sich nur noch vom Boten die Pizza an die Tür bringen lässt.

Wenn Ihr Partner nicht von allein sein Problem erkennt und benennt, sollten Sie ihn spätestens dann darauf ansprechen und ihm anbieten, mit ihm zusammen Hilfe zu suchen. Wie bei jeder anderen Verhaltensstörung oder Sucht, ist der Partner nicht der beste Therapeut. Er kann zwar den Betroffenen unterstützen und auf dem Weg aus den Problemen begleiten, aber bei schwerwiegenden Störungen wird kein Weg an einer Beratung und Therapie, also Hilfe von außen, vorbeiführen. Hier gilt es zunächst, die individuellen Ursachen und auslösenden Faktoren aufzuspüren. Das Allerwichtigste ist jedoch, dass der Betroffene zu der Einsicht gelangt, dass sein Verhalten problematisch ist. Für sich und auch für andere. Das Problem berührt nicht nur den Betroffenen selbst, sondern greift eben auch in das Zusammenleben, den Alltag und das Leben des Partners ein.

Erkennen und Benennen der Spielsucht ist der erste Schritt

Oft sind sich die Partner nicht sicher, ob ihr Gegenüber schon „süchtig“ ist oder ob er einfach ein „bisschen mehr als andere spielt“. Wenn Sie das Gefühl haben, nichts kann Ihren Partner vom Spielen abhalten und er reagiert gereizt oder nervös, wenn Sie ihn dazu auffordern, dann suchen Sie sich Rat. Das kann zunächst das Gespräch mit einer Freundin sein oder auch ein Anruf bei entsprechenden Beratungsstellen (für Suchterkrankungen oder Medienabhängigkeit). Ein Blick von außen hilft, ein Verhalten besser einordnen zu können und zu einer realistischen Einschätzung zu kommen. Wichtig ist, dass Sie mit dem Problem nicht allein bleiben. Ebenfalls sollten Sie Ihren Partner mit Ihren Beobachtungen konfrontieren und ihm auch klarmachen, dass Sie sich Sorgen machen, um ihn und auch um Ihre Beziehung, die massiv unter den Folgen seines Verhaltens leidet.

Machen Sie sich nicht vor, Sie könnten Ihren Partner kontrollieren und ihn so vom Spielen abhalten. Letztlich muss er selbst den „Ausstieg“ und sich helfen lassen wollen. In der Regel ist der Leidensdruck aber auch bei dem Betroffenen selbst sehr hoch, weil er merkt, dass er allein nicht davon loskommt und das Computerspiel sein Leben bestimmt. Für den Partner des Betroffenen gilt, ähnlich wie bei der Glücksspielsucht oder auch bei stoffgebundenen Süchten (wie Alkohol- oder Drogensucht), dass Sie das problematische Verhalten des Partners nicht unterstützen. Das bedeutet, Sie sollten nicht für ihn lügen und z.B. seine Abwesenheit bei Freunden entschuldigen oder das exzessive Spielen ignorieren oder schönreden. Die Offenlegung des Problems ist der erste Schritt heraus.


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