Die Bindungstheorie nach Bowlby
Die Bindungstheorie von John Bowlby besagt, dass – weil Babys ohne Eltern oder Bezugspersonen, die sich um sie kümmern, nicht lebensfähig sind, – die Art, wie wir Zuwendung in den ersten Lebensjahren erfahren, unser Beziehungsmuster und damit unser späteres Bedürfnis nach Nähe und Distanz in unseren Beziehungen prägt. Neue Erkenntnisse ergeben, dass darüber hinaus die eigene Beziehungshistorie und der jeweilige Beziehungspartner und dessen Bindungsverhalten eine Rolle für das eigene Bindungsverhalten spielen.
John Bowlby entwickelte die Bindungstheorie in den 1940er Jahren erstmals. Das war eine Zeit, in der man sogar vor einer zu engen Mutter-Kind Bindung warnte. Heute nicht mehr vorstellbar. Aber damals hieß es: „Lass das Baby schreien!“ Kinder wurden getrennt von ihrer Mutter, damit sie vermeintlich selbstständiger wurden. Dagegen behauptete Bowlby, dass gerade die Trennung von Kindern von ihren Bezugspersonen zu schweren psychischen Störungen führen würde. Gemeinsam mit Mary Ainsworth führte er jene berühmten Testreihen durch, bei denen beispielsweise eine Mutter ihr Kind für einen Moment in einem Raum alleine ließ, während Wissenschaftler die Reaktionen des Kindes beobachteten. Die unterschiedlichen Verhaltensweisen der Kinder bildeten die Grundlage der Bindungstheorie. Diese wurde damals heftig kritisiert, heute gilt sie als gesetzt.
Wir sind doch alle bindungsgestört…
So heißt es manchmal aus Frustration heraus, wenn Menschen mit unterschiedlichen oder vielleicht extrem ausgeprägten Bindungssystemen aufeinandertreffen. Wenn beispielsweise das Bedürfnis nach viel Nähe und Verschmelzung auf den Wunsch nach Distanz und Selbstbestimmung treffen. Doch an dieser Stelle in ganz klares Nein! Das sind zunächst eben unterschiedliche Bedürfnisse, die möglicherweise mit Blick auf eine ausgewogene Paar-Dynamik nicht kompatibel scheinen, doch Bindungsstörungen im eigentlichen Sinne liegen hier nicht vor.
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