Bin ich hochsensibel? Antworten von Expertin Antje Sabine Naegeli

Mein Partner ist hochsensibel. Was muss ich beachten?

Das Allerwichtigste ist, dass Sie dem Partner zu spüren geben, dass Sie ihn akzeptieren in seinem Sosein. Sie sollten auch wissen, dass es für ihn nicht leicht ist, Konflikte auszutragen. Hilfreich ist, ihm Zeit und Raum zu geben, die Bereitschaft zu entwickeln, ein schwieriges Thema mit Ihnen zu gehen. Unterstützung braucht der hochsensible Menschen besonders auch da, wo es um seine eigenen Bedürfnisse geht, denn die spürt er oft weniger gut als die anderer Menschen. Es ist wohltuend für den Betroffenen, wenn Sie ihm Zeiten des Rückzugs zugestehen, denn die braucht er immer wieder, um sein inneres Gleichgewicht zu finden.

Ich denke, ich bin hochsensibel. Welche Unterstützung kann ich von meinem Partner erbitten?

Wesentlich scheint mir, dass der Partner sich gründlich mit der Hochsensibilität auseinandersetzt, etwa durch entsprechende Lektüre oder durch den Austausch mit Ihnen. Der Partner muss wissen, wie Sie ticken, damit er gewisse Dinge richtig einordnen kann. Unterstützend ist es auf alle Fälle, wenn der Partner Wertschätzung zu geben vermag für die Wesensmerkmale, die einen inneren Reichtum bedeuten. oder anders gesagt, dass er Sie nicht reduziert auf die schwierigen Seiten der Hochsensibilität, sondern die reichen und auch ihn bereichernden Seiten erkennt und positiv verstärkt.

Meine Hochsensibilität belastet mich. Sie schränkt mein Leben ein. Was kann ich unternehmen, damit es mir besser geht oder ich besser damit umgehen kann?

Es gibt kein Rezept, das für alle Betroffenen passt. Mir scheint wichtig, ein gutes Gespür für sich selber und die eigenen Bedürfnisse zu entwickeln, aber auch bewusst wahrnehmen zu lernen, welche Stärken und Begabungen mit der Hochsensibilität einhergehen und sie zu pflegen. Manche müssen den Blick dafür erst entwickeln und stufen sich überwiegend defizitär ein. Das ist Gift. Denn es führt dazu, dass Sie im ständigen Kampf mit Ihrer Wesensart liegen. Immer gilt es, beides zu sehen: Begabungen wie Kreativität, eine starke Beziehung zur Natur, Einfühlsamkeit und seelischen Tiefgang, Sorgfalt im Umgang mit der Mitwelt und eben auch Schwierigkeiten wie die begrenzte Belastbarkeit, viele empfinden es als Hilfe mit anderen hochsensiblen Menschen im Kontakt zu sein, besonders mit denen, die gelernt haben, mit ihrer Hochsensibilität umzugehen.

Sie möchten mehr über den Umgang mit Hochsensibilität erfahren? Lesen Sie hier einen Auszug aus dem Buch “Zwischen Begabung und Verletzlichkeit”.

 

thumbnail_Zwischen Begabung und Verletzlichkeit_Cover
Zwischen Begabung und Verletzlichkeit
Antje Sabine Naegeli
ISBN: 978-3-451-60009-8
Verlag Herder


Weitere interessante Beiträge