So sicher, wie man eben sein kann – wenn man liebt
Die meisten Menschen in einer soliden Paarbeziehung vertrauen darauf, dass der andere ihnen auch im Trennungsfall ein Mindestmaß an Respekt entgegenbringt. Diese Annahme beruht natürlich auf der positiven Erfahrung, die sie bisher mit ihrem Partner gemacht haben. Er mag zuverlässig sein, zuvorkommend, ehrlich, loyal. Jemand, auf den man bauen kann. Doch eine so tiefschürfende Verletzung wie die, die man als Verlassener erlebt, kann alles auf den Kopf stellen – und im anderen etwas hervorkehren, das vorher nicht zu erahnen war. Es gab Zeiten, in denen meine Freundin glaubte, diesen Mann heiraten zu wollen, weil er für sie immer das Beste wollte. Jetzt wollte er sie mit pornografischen Aufnahmen zerstören, vor Freunden und Familie blamieren, sie beruflich ruinieren. So, wie viele andere „Revenge Porn“-Opfer es bereits durchleben mussten. Sie hatte Angst, also handelte sie.
Vertrauen ist gut, Vorsicht ist besser
Mit viel Diplomatie gelang es ihr im letzten Moment, ihn zu beschwichtigen. Irgendwo tief drin war er wohl doch noch da, der gute Typ, den sie kannte, den sie geliebt und vor Kurzem noch als wichtige Säule in ihrem Leben betrachtet hatte. Doch das Grundvertrauen, auf das jede Beziehung fußt, war passé. Er hatte es mit seiner niederträchtigen Drohung in Luft aufgelöst. Er war im Begriff gewesen, etwas Intimes zu verraten, etwas, das nur ihnen beiden gehörte und niemandem sonst. Er hatte den stillen Eid des gegenseitigen Respekts mit Füßen getreten.
Dass letztlich doch noch alles gut ausging, war ein großes Glück. Und dennoch hat uns die Geschichte etwas Entscheidendes gelehrt: Sensible Daten machen angreifbar – und sollten allem Vertrauen zum Trotz nie leichtfertig behandelt werden.