Beziehungsmuster nach Professor John Gottman
Gottman beobachtete in Studien Paare bei ihren Konfliktgesprächen und fand heraus, dass die Kommunikation der Paare und die Wahrnehmung des Partners, sowohl im Alltag als auch im Streit, Indikatoren für die Stabilität von Beziehungen sind. Darauf basierend unterschied er schließlich drei Typen stabiler und zwei Typen instabiler Paare. Um diese einordnen zu können, nutzte er die berühmt gewordene 5:1-Formel: Solange in einer Partnerschaft mindestens fünf Mal häufiger liebevolle, konstruktive Verhaltensweisen vorkommen als negative oder feindselige Interaktionen gilt diese als stabil. Denn dann herrscht zwischen den Partnern ein positives Grundgefühl der gegenseitigen Achtung und Wertschätzung.
Dieser gegenseitige Respekt ist im Beziehungsalltag von zentraler Bedeutung. Denn Personen aus Beziehungen, in denen ausreichend viele positive Kommunikationsmuster vorhanden sind, bewerten einen Streit häufig als situationsbedingt und messen ihm keine weit reichende Bedeutung bei. Dagegen bewerten Personen aus Beziehungen, in denen die Kommunikationsmuster eher negativ sind, negatives Verhalten ihres Partners schnell als global schlecht. Ein Krach führt hier schnell zu einer Grundsatzdiskussion.
Was in unserem Körper passiert, wenn wir uns streiten, wurde dank moderner Möglichkeiten genau gemessen. Das Herz schlägt schneller und die Anzahl der Stresshormone steigt an. Logisch, dass ein konstruktives Streitgespräch immer unwahrscheinlicher wird, je deutlicher sich die psychische Erregung körperlich abzeichnet. Je nach subjektiver Wahrnehmung des Partners und je heftiger der Streit, desto schwerer fällt es, sich (und auch den Partner) zu beruhigen. An einem Punkt, den Gottman als Kippschalter bezeichnet, kann plötzlich aus einem positiven Grundgefühl für eine Partnerschaft ein negatives werden. Dann wird aus dem Wir-Gedanke wieder ein Ich-Gedanke und die ersten Trennungswünsche machen sich breit.
Kommunikation, Wahrnehmung und Psychophysiologie stehen also in direktem Zusammenhang und gestalten letztlich die innere Einstellung und das Erleben einer Beziehung.
Die fünf Beziehungsmuster nach Gottman im Detail:
Wie bereits formuliert wägt die Balancetheorie von Gottmann positives und negatives Verhalten in einem Verhältnis von 5:1 ab. Eine negative Handlung (Spülmaschine wieder nicht ausgeräumt) wird durch fünf positive (Frühstück gemacht, Müll runter getragen, liebevolle SMS geschrieben, Austausch von Zärtlichkeiten, Kompliment verteilt) ausgeglichen. Durch diesen Ausgleich entsteht eine persönliche Zufriedenheit und in weiterer Folge nimmt die Stabilität der Beziehung zu.
Diese drei stabilen Beziehungsmuster zeichnen sich im Einzelnen wie folgt aus:
In lebhaft-impulsiven Partnerschaften zeigt sich viel positives, aber auch viel negatives Verhalten. Aus dem Himmel der Verliebten folgt schnell der Sturz in die Tiefe, die sogar durch körperliche Gewalt gekennzeichnet sein kann.
Konstruktive Partnerschaften weisen ein mittleres Ausmaß an positivem und negativem Verhalten auf. Beide Partner sind hier kompromissbereit, Konflikte werden in der Regel sachlich und kooperativ ausgetragen, denn in vielen grundlegenden Fragen herrscht Übereinstimmung. Gefahr droht hier durch Gewöhnung und schwindende gegenseitige sexuelle Anziehung durch eine beinahe kumpelhafte Grundeinstellung.
Bei Konfliktvermeidenden Partnerschaften wird der Streit bereits umgangen, bevor er entsteht. Hier fehlt es häufig an Leidenschaft und an Erfahrung im Umgang mit Problemen. Wenn es dann wirklich kracht, fliegen häufig wirklich die Fetzen.
Gottmann führt dann noch zwei Typen von unzufriedenen und instabilen Partnerschaften an. Diese zeichnen sich aus, dass sie dauerhaft das 5:1 Verhältnis von positivem und negativem Verhalten unterschreiten.
In feindselig engagierten Beziehungen reagieren die Partner sehr offensiv auf Kritik. Da die Argumente rasch unter der Gürtellinie zielen und verletzend formuliert werden, sind konstruktive Lösungen selten. Ein Paradebeispiel aus der Literatur sind die Streithähne Martha und George aus „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“
In feindselig-distanzierten Partnerschaften scheinen die Partner isoliert und gefühlsmäßig unbeteiligt zu sein. Sie ziehen sich voneinander zurück und blocken ab. Sie haben sich nichts mehr zu sagen und ihre Beziehung letztlich aufgegeben.