Die Kunst des guten Konflikts
Konflikte gehören zu einer Beziehung dazu. Es gibt keine Beziehung ohne Konflikte. Die Kunst ist vielmehr, wie man mit ihnen umgeht. Und zwar sowohl während des Konflikts als auch danach. Es gehört zu den Binsenweisheiten der Paarforschung, dass fair geführte Konflikte, in denen beide Partner dem jeweils anderen gegenüber eine wertschätzende Haltung einnehmen, weniger negative Auswirkungen auf die Beziehung haben werden als Konflikte, in denen eine Seite oder beide sich völlig reinsteigern und damit mehr Porzellan zerbrechen als Wunden schließen. Was allerdings zudem noch zu einem guten, gesunden Konfliktmanagement von Paaren dazugehört, ist die Frage des richtigen Umgangs mit Konflikten, wenn diese bereits ausgetragen wurden.
Wie geht man mit Kritik um? Wie verarbeitet man für sich Dinge, die einem vom Partner jüngst an den Kopf geknallt wurden und die man nicht vorhergesehen hatte? Wie zeigt man Reue, wenn man tatsächlich einen gravierenden Fehler begonnen hat? Zur Kunst einer gelingenden Beziehung gehört neben einer konstruktiven Konfliktführung auch die gemeinsame Verarbeitung von Konflikten, in denen wir verletzt wurden beziehungsweise die alte Wunden aufgerissen haben.
Vergebung in der Partnerschaft: Der Behälter muss geleert werden
Um auf die obigen Bilder zurückzukommen: Man muss sich gemeinsam als Paar (und auch jeder einzeln für sich) vornehmen, sich die Last von den Schultern zu nehmen. Man muss lernen, den inneren Behälter mit dem sich ansammelnden Beziehungsgift regelmäßig zu entleeren. Und hierfür gibt es gerade bei größeren Verletzungen eigentlich nur einen Weg, wenn eine Trennung noch nicht zwangsläufig ist: den der Vergebung. Wir müssen lernen, unserem Partner zu vergeben. Vergebung bedeutet nicht, zu akzeptieren oder gutzuheißen. Vergebung bedeutet, dass man für sich selber und die gemeinsame Beziehung einen Strich zwischen Gegenwart und Vergangenheit zieht. Dass man alte Schmerzen loslässt und sich befreit von dunklen Gedanken und Stimmungen. Dass man sich so auch selbst vergibt. Damit man nicht mehr leiden muss. Damit man positiv in die Zukunft schauen kann. Damit man den Blick und das Herz frei bekommt, so dass man endlich wieder konstruktiv an der eigenen Beziehung „arbeiten“ kann. Für sich selbst, für den anderen, füreinander.