Viele Paare häufen über die Monate und Jahre schlechte Gedanken und Gefühle an, bis die Beziehung irgendwann daran zerbricht. Der einzige Ausweg: Vergebung
Schulden sind etwas richtig Mieses. Ein Bekannter von mir hat über die Jahre inzwischen einen stolzen Schuldenberg im fünfstelligen Bereich „angesammelt“. Wenn ich ihn gelegentlich treffe, spüre ich das Gewicht, das ihm auf den Schultern lastet. Ich spüre es in seiner Stimmung, in seinen Worten, in seinem Antrieb. Meist ist er abgeschafft, voller Sorgen und Probleme. Seit längerem neigt er auch zur Schwarzmalerei und dichtet sich selbst die verschiedensten Krankheiten an. Keine davon konnte von einem Arzt diagnostiziert werden. Kurz: Es geht kontinuierlich bergab bei ihm. Er grübelt, er zürnt, er ist zunehmend verzweifelt. Und leider ist nicht abzusehen, wohin dieser Abwärtsstrudel führen wird.
Man sammelt Dinge an, die der Beziehung nicht guttun
Ähnlich verhält es sich in vielen kriselnden Beziehungen, nur dass diesmal gleich zwei Menschen betroffen sind, die eigentlich gut füreinander sein sollten. Man streitet sich, man schluckt herunter. Man macht sich Vorwürfe, man stichelt. Manchmal schreit man vielleicht sogar oder greift zu „symbolischen Gesten“, etwa indem der Partner vor anderen Menschen zur Schnecke gemacht wird. Das Ergebnis ist wie bei meinem verschuldeten Bekannten, dass man gemeinsam einen Berg von Dingen ansammelt, die einer Beziehung nicht guttun: ständige schlechte Laune, ein Klima des Vorwurfs, eine Atmosphäre gegenseitigen Belauerns und Kritisierens. Das Schlimme ist: Der Berg wird immer weiter anwachsen, weil man nicht geneigt ist, die vergangenen Konflikte wirklich Vergangenheit werden zu lassen.
Um ein anderes Bild zu bemühen: Mit jedem Streit, mit jedem Konflikt füllt man einen Behälter im eigenen Herzen mit mehr Gift. Der Pegel steigt von Tag zu Tag, von Woche zu Woche. Und schließlich schwappt das Gift über und tut sein schlimmes Werk. Die Beziehung stirbt endgültig.