Dieser Artikel richtet sich nur an Frauen – vielleicht sogar nur an die Frauen, die bereits sehr, sehr selbstbewusst durchs Leben gehen. Oftmals werden sie als „starke Frauen“ wahrgenommen
An vielen Stellen wird darüber gesprochen und geschrieben, warum so wenig Frauen in Führungspositionen sind oder wie man mehr weibliche Führungskräfte bekommt. Dieser Artikel stellt auch keine dieser Bemühungen in Abrede, denn Gleichberechtigung ist in vielen Lebensbereichen eine wertvolle Errungenschaft. Oft ist die Wahrnehmung von beruflich erfolgreichen Frauen in verantwortungsvollen Positionen die, dass sie sich typisch „männlich“ verhalten. Und natürlich auch auf der privaten Ebene gibt es viele starke Frauen, die ihr Leben ganz allein meistern können – aber nicht wollen.
Und genau darum geht es in diesem Artikel.
Die Erfahrung zeigt, dass „starke“ Frauen häufig Anziehungspunkt für „schwache“ Männer sind. Und in Beziehungen – egal, ob im Beruf oder im Privaten – leiden sie häufig darunter. Denn sie entwickeln das Gefühl, dass sie sich noch mehr um alles kümmern müssen, als sie es ohnehin schon tun. Da ist der Kollege, der aus Ihrer Sicht immer so langsam reagiert, bis Sie sich eben zuerst anbieten, die Aufgabe zu übernehmen. Oder Ihr Partner, der auf jede zweite Frage mit „Ich weiß nicht, was willst Du denn“ antwortet.
Die vermeintlich normale Reaktion ist, sich darüber aufzuregen und es – eben mal wieder – selbst zu erledigen. Auf diesem Weg bleiben Sie zwar stark, liebe Frauen, aber Sie bleiben unter Umständen auch der Anziehungspunkt für einen eher entscheidungsschwachen Partner, denn dieser profitiert von Ihrer Energie. Und nur zu gern vergisst frau über das ganze Echauffieren auch den Blick von außen aufs Geschehen: Hat Ihr Gesprächspartner überhaupt den Raum und die Möglichkeiten, seine starken Seiten zu zeigen?!
Wenn Sie sich wünschen, dass Ihr (Gesprächs-)Partner mehr Initiative zeigt, souveräner auftritt oder einfach mal ein ganzer Kerl ist, dann können Sie etwas ändern!
Nein, an dem anderen können Sie nichts verändern, aber an sich selbst!
Verschaffen Sie Ihrem Partner den Raum, der es ihm ermöglicht, anderes Verhalten zu zeigen. Und oft hilft es, die eigenen weichen, weiblichen Seiten (wieder) zu entdecken. Denn es gibt die naturgegebenen Unterschiede zwischen Mann und Frau – und das ist gut so. Zunächst sollten Sie sich klar machen: Ihr Können und Ihre Fähigkeiten gehen nicht verloren, bloß, weil Sie diese nicht immer sofort zeigen. Und kompetentes Auftreten hat nichts mit Härte und Unnachgiebigkeit zu tun. Doch wenn Sie den anderen wachsen lassen wollen, müssen Sie ein wenig Platz machen.
Bestärken Sie das Positive
Wenn Sie sich ständig fragen: Warum macht er nicht, kann er nicht, tut er nicht… liegt Ihr Fokus auf der falschen Seite. Schauen Sie genau hin, auf das was Ihr Gesprächspartner kann und wovon Sie noch mehr erleben wollen.
Beispiel? Lassen Sie ihn entscheiden. Wenn es um harte Budgetentscheidungen geht und Sie haben die Fachexpertise, dann entscheiden Sie auch selbst. Und Sie entscheiden auch, in welcher Kleidung Sie sich heute wirklich wohl fühlen. Doch viele kleine Entscheidungen eines Tages, die dürfen Sie gern mal an Ihren Partner oder Kollegen abgeben: „Wohin gehen wir in der Mittagspause?“ „Welchen Nagellack soll ich für die Party auftragen?“ „Sollte ich lieber Tee oder Kaffee trinken?“
Ja, ich höre Sie schon schimpfen: Was soll das denn? Das ist so banal, das kann ich ja wohl wirklich ganz allein entscheiden! Richtig. Diese Übung ist auch nicht für Ihren männlichen Gegenpart gedacht, sondern für Sie! Wer es gewohnt ist, alle Entscheidungen selbst zu treffen, tut gut daran, mit kleinen Dingen zu üben.
Diese Maßnahmen helfen, andere zu stärken, ohne sich selbst zu schwächen.
Zeigen Sie Interesse – und Humor
Nachfragen, auch wenn Sie ein Hobby ziemlich langweilig finden, freut Ihren Gesprächspartner. Und sollten Sie seinen Witz ziemlich flach finden, lächeln Sie charmant. Mit einen „Hm oder naja…“ merkt er schnell, dass Sie andere Dinge lustiger finden.
Nutzen Sie konkrete Anlässe
Es gibt immer Gründe, für ein Lob oder ein anerkennendes Kompliment. Und zwar ohne ein nachgeschobenes ABER. Oder wie oft hören Sie von einem Mann: „Tolles Parfüm, aber dieses Tuch…“
Bewundern Sie ihn
Es gibt Dinge, die er besser kann als Sie und das dürfen Sie ihm auch anerkennend sagen. Und ihr Kollege freut sich, wenn Sie positiv bemerken, dass er sich bei einem Projekt über das Maß reingehängt hat.
Nehmen Sie ein Kompliment an
Und zwar so, wie es sein soll: Mit einem bezaubernden Lächeln und einem Danke. Kein Mann will hören, dass die Schuhe günstig waren oder Sie das Kompliment des Kollegen schon als übergriffig bewerten.
Fragen Sie nach Rat oder lassen Sie sich helfen
Sie haben schon als Teenager die Reifen mit Vati gewechselt. Prima. Wenn er Ihnen anbietet, das zu übernehmen: Freuen Sie sich darüber – und um Sie vollständig zu beglücken, wird er den Wagen hinterher auch noch waschen. Und bevor Sie lange im Internet nach einer Excel-Formel recherchieren, bitten Sie doch einfach den Kollegen um Hilfe.
Zeigen Sie Ihre Zuneigung
Egal ob Lebenspartner oder Kollege, jeder braucht ab und an diese Versicherung, dass Sie ihn wertschätzen. Und das vielleicht ganz ohne konkreten Anlass.
Vertrauen Sie ihm
Wenn Ihr Kollege versprochen hat, die Präsentation bis nächste Woche zu überarbeiten, dann drängen Sie nicht schon diese Woche auf Fertigstellung oder fragen ständig nach dem aktuellen Stand. Sollte er es nicht rechtzeitig schaffen, haben Sie noch genug zu bereden. Das gilt auch für die Reparatur des gemeinsamen Kleiderschranks.
Sind Sie perfekt? Eben. Er auch nicht
Männer haben oft das Gefühl, dass sie immer kämpferisch, souverän und stark rüberkommen müssen. Und sind dabei total verunsichert, ob sie es in den Augen einer starken Frau „richtig“ machen. Dabei will er sie in den meisten Fällen einfach nur glücklich sehen. Und Frauen meinen oft, dass sie nur dann auf Augenhöhe unterwegs sind, wenn sie auch „ihren Mann stehen“.
Im Grunde gilt hier das Phänomen des Magnetismus: Stark zieht schwach an. Wollen Sie also einen ganzen Kerl in Ihrem Umfeld, ist es vielleicht für Sie an der Zeit, Ihren inneren Magnet umzupolen und ihre weichere Seite zu zeigen.
Stark/Schwach, Hart/Weich, Männlich/Weiblich – sind kein Entweder-oder sondern ein Sowohl-als-auch. Und Sie werden merken, wie viel harmonischer manche Begegnung wird, wenn nur eine Seite bereit ist, sich auf diesem Kontinuum freier zu bewegen.
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