So vermitteln Sie Ihrem Partner Ihre Wünsche: Wie man Wünsche richtig formuliert und vorbringt. Und warum der Partner „Nein“ zu Wünschen sagen darf – so wie man selbst
Aus schönen Erfahrungen werden Wünsche und Erwartungen
Dass sich viele Menschen richtig ins Zeug legen, wenn sie in der Kennenlernphase überzeugen wollen, ist eigentlich eine schöne Sache. Hat aber einen Haken: Gerade die Verhaltensweisen, die tatsächlich überzeugen, werden in späteren Beziehungsphasen rasch vorausgesetzt. Obwohl die Zeit der Werbung vorbei ist, erwarten viele, dass es immer so weitergehen wird. Und da ist Frühstück im Bett nur das kleinste Thema, denn zumindest einen gemeinsamen Tee oder Kaffee können Paare unschwer ritualisieren.
Da sind zunächst völlige Banalitäten. Dass die Wohnung aufgeräumt wird vor dem Date. Dass das Bett bezogen ist bevor es wieder zerwühlt wird. Dass das Öffnen des Kleiderschranks nicht zu einem Meteoritenhagel aus Sockenknoten führt. Dass das Badezimmer möglichst wenig Tierleben ein Biotop bietet. Diese ersten Eindrücke halten Menschen fest. Dafür werden sie inszeniert, schließlich informiert man einander, wie viel Mühe man sich geben kann – und wird. Obwohl der Blick in die Zukunft eben nicht wirklich ein Versprechen oder gar einen Vertrag darstellt.
Kurze Zeitreise: Das Paar zieht in eine gemeinsame Wohnung. Klischee ja, aber immer noch meist so geregelt: Sie erfüllt sich ihre Wünsche nach Ordnung selbst, denn er findet, er habe seinen Job getan und sie erobert. Nicht nur, dass er kaum selbst aufräumt oder – Schock, Trauma! – selbst Hand anlegt: Er markiert sein Revier auch noch zielstrebig mit Sachen, die er stehen und fallen lässt, wo es ihm beliebt.
Kurzer Fun-Fact an dieser Stelle: Tatsächlich ergibt sich in der Paartherapie immer wieder, dass (nicht nur, aber vor allem männliche) Partner, die einen Rückzugsort in der gemeinsamen Wohnung vermissen, wo sie alleine verantwortlich sind für Sauberkeit und Ordnung, und an dem sie wirklich nicht gestört werden (auch nicht durch: „Schatz, hast du was?“), ganz besonders häufig die ganze Wohnung „vollmüllen“. So als wollten sie dadurch zeigen: „Ich lebe auch hier! Putz nicht alles weg, was an mich erinnert.“
Ich will doch nur, dass du meine Wünsche erfüllst
Eine der wichtigsten und für manche Beziehungs-Newbies schwer zu ertragende Erkenntnis in der Liebe ist: Mein Partner ist nicht für mein Glück verantwortlich. Daraus lässt sich schlussfolgern: Mein Partner ist nicht dafür zuständig, meine Erwartungen und Wünsche zu erfüllen. Selbstverständlich gilt dies in beide Richtungen. Aber, und hier wird es nun komplex: In allen Beziehungen gibt es unausgesprochene Verträge, die den Handel zwischen Wunscherfüllung regeln sollen. Also: Ich kümmere mich um die Wäsche und du um das Geschirr. Muss ich dennoch das Geschirr einräumen, fühle ich mich übervorteilt.
Haushaltsaufgaben und andere Liebesbeweise
Unterschiedliche Wünsche und Bedürfnisse führen zu Konflikten. Wenn zwei Erwachsene ihr Revier teilen, dann bleibt nicht aus, dass diese aufeinanderprallen. Manchmal geht es gar nicht um das Was, sondern um das Wann. Da will vielleicht ein Partner erst eine Stunde schlafen oder zum Sport, während der andere gerne jetzt gleich den Wocheneinkauf erledigen möchte.
Bei all den Bereichen, in denen es um fraglos notwendige Aktivitäten geht, um zivilisiertes Miteinander zu sichern, kann man die eigenen Wünsche gut argumentieren: „Irgendwann muss irgendwer es sowieso machen“. Anders sieht das aus, wenn es um Verhaltensweisen geht, die in den Bereich Liebespflege und Liebesbeweise gehören. „Ich will das Wochenende im Bett mit dir verbringen!“, ist ein wunderbarer Wunsch – bis er auf den Wunsch trifft: „Ich will am Wochenende mit Freunden auf ein Festival.“
Ganz plötzlich zeichnen sich Wünsche dann mit einem Prädikat aus. Von: „Muss gemacht werden“ bis hin zu: „Würdest du mich wirklich lieben, würdest du es mir zuliebe machen.“ Jetzt lässt sich nicht mehr diskutieren, ob der Partner recht hat mit seiner Meinung, dass Müll wirklich irgendwann rausgetragen werden muss. Jetzt werden Verhaltensweisen emotional auf- oder abgewertet. Und nicht selten den Partner gleich mit. Und genau da wird dann aus dem Konflikt ein Streit.
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