Paarberater Eric Hegmann hat viele Klienten, bei denen der Wunsch nach Wahrheit im Falle eines Betrugs vorherrschend ist. Nicht, um die Beziehung zu retten, sondern um endgültig damit abschließen zu können
Eifersucht und Misstrauen zerstören eine Beziehung mittel- und langfristig immer. Und dabei macht es keinen Unterschied, ob diese Gefühle berechtigt sind. Liebe ist Vertrauen, weil sie nur im Freiraum gedeihen kann. Nur wer freiwillig bleibt, ist der Partner, der am Ende auch wirklich da ist, wenn es nötig ist.
Wenn Paare mir in der Beratung von durchsuchten Handys berichten, von heimlich überwachten Browser-Verläufen oder sogar von echtem Ausspionieren mit realer Verfolgung, weiß ich, dass es längst nicht mehr um Untreue oder Betrug geht, sondern um eine zerstöre Vertrauensbasis. Häufig lässt sich diese auch nicht mehr wiederherstellen, zu verhärtet sind die Fronten, weil die bereits erlebten Verletzungen der Partner verhindern, dass sie aufeinander zugehen können. Die Furcht ist zu groß, die Schutzmauern sind zu dick.
Nach meiner Erfahrung führt Misstrauen in der Partnerschaft geradewegs in die Katastrophe, die eigentlich vermieden werden sollte. Immer wieder erzählen kontrollierte und überwachte Partner, dass erst dieses Verhalten sie aus der Beziehung vertrieben habe. Meist begann es damit, dass sie mit Freunden oder Kollegen darüber sprachen, was ihnen gerade in der Partnerschaft widerfährt. Oft finden sie nämlich so einen Menschen, dem sie ihr Herz ausschütten können, in ihrem näheren Umfeld. Eine parallele Beziehung beginnt, die der Exklusivität der Beziehung mit dem eigentlichen Partner entgegenläuft. Je größer der Druck nun wird, umso mehr die Notwendigkeit, Freiraum zu schaffen. Und nicht selten wird aus der Person, der man plötzlich immer mehr anvertraut, der Mensch, dem man näher steht als dem misstrauischen Partner zuhause. Misstrauen ist die Klippe, über die der eifersüchtige Partner den geliebten Menschen direkt in die Arme eines vermeintlich wohlwollenden anderen Menschen stößt.
Aber was, wenn das Misstrauen gerechtfertigt ist? Was, wenn der Partner tatsächlich lügt, betrügt, fremdgeht?
Es ist in der Paartherapie nicht ungewöhnlich, dass Affären spät zugegeben werden. Oder sie werden als längst beendet bezeichnet, obwohl sie heimlich fortgeführt werden. Das hält aber der untreue Partner selten lange durch. Starke Emotionen lassen sich schwerlich unterdrücken und auch wenn sich jemand nicht direkt verrät, seine Verhaltensweisen signalisieren doch fast immer: Etwas stimmt nicht oder ist zumindest widersprüchlich. Was also tun mit einem solchen Verdacht? Doch das Handy nehmen, den PIN knacken und nach verräterischen Hinweisen suchen?
Der Partner einer untreuen Frau widerstand der Versuchung, zumindest der elektronischen Spionage. Er wusste von einem gemeinsamen Bekannten, dass es da eine Außenbeziehung gab. Seine Frau allerdings, konfrontiert mit den Vorwürfen, widersprach. Da wäre nichts, alles Einbildung, böse Nachrede und Verleumdung. Ihr war nichts nachzuweisen. Da gab es keine Anrufe, die plötzlich beendet wurden, wenn er den Raum betrat. Keine plötzlichen Überstunden, keine Veränderungen im Tagesablauf. Ihr Mann wollte ihr so gerne glauben, doch er wusste auch, dass seine Quelle weder schlechte Absichten verfolgte noch unglaubwürdig war.
Also engagierte er eine Detektei. Die war auf solche Fälle spezialisiert und lieferte die Beweise, die er benötigte, um seine Frau zu konfrontieren. Natürlich wusste er, dass die Beziehung damit beendet war. Er hatte ihren Vertrauensbruch mit seinem Vertrauensbruch revanchiert. Ihm war es darum gegangen, sich in seiner eigenen Wahrnehmung zu bestätigen. Er spürte, dass etwas nicht stimmte, dass seine Frau ihn belog, doch ohne Beweise verlor er nicht nur das Vertrauen zu ihr, sondern ebenso zu sich selbst. Was war ehrlich, was war gelogen? Bildete er sich vielleicht doch alles nur ein?
Als ihm dann die Beweise vorlagen, fühlte er sich erleichtert. Kurzzeitig. Dann wurde ihm klar, dass seine Frau und er irgendwann in den letzten Jahren den Respekt voreinander verloren hatten und dass es wirklich nichts in den Ruinen ihrer Partnerschaft gab, auf dem ein Neubeginn einer Beziehung hätte geschaffen werden können.
Wenn Sie tatsächlich eine Detektei beauftragen möchten, ihrem Partner nachzuspionieren, dann rechnen Sie besser nicht damit, dass Sie damit Ihre Beziehung retten könnten. Sie haben im besten Falle dann endlich den Anlass, um sich aus ihr zu lösen. Und da jeder Anfang die Chance birgt, etwas Neues, Besseres zu schaffen, ist das vielleicht in einigen Fällen eine gute Sache.