So einfach kann es aber nicht sein, schließlich möchte ich nicht arm sein, wenn ich die Taschen voller Geld habe, oder hungrig, wenn ich gerade gut gegessen habe und satt bin. Ich halte es für wichtig, dass man in einer Beziehung nicht rund um die Uhr aufeinander sitzt, jeder auch sein eigenes Ding hat und macht, – aber das Ganze in Maßen, mit gegenseitigen Absprachen unter Einbeziehung der Wünsche und Bedürfnisse des Anderen.
Ich bin nicht der Meinung, dass man das Angebot künstlich verknappen muss, um dadurch eine größere Nachfrage zu schaffen. Aber der Zeitgeist scheint ein anderer zu sein. Es macht mehr den Eindruck, als stünden Egoismus und Desinteresse im Vordergrund. Oder steckt dahinter nur die Angst vor einem neuerlichen Scheitern?
In einer Zeit, in der Beziehungen immer kürzer werden und der Begriff Lebensabschnittspartner wörtlicher denn je genommen wird, scheint es mir, dass viele eine Versicherung für die Zeit nach der Beziehung suchen. Immer öfter höre ich den Satz: „Partner kommen und gehen, Freunde und Familie bleiben.” Das würde mir dann auch erklären, warum diese Geschichte von Abstand in der Beziehung halten wohl doch kein reines Männerding ist und Frauen mittlerweile in die gleiche Kerbe hauen.
Ich halte es für wichtig, viel Zeit miteinander zu verbringen, egal ob zu zweit oder bei Familie und Freunden. Bei mir stellt sich kein Gefühl des Vermissens ein, wenn ich einen Abend ohne meinen Partner verbringen muss, ich bin aber auch nicht froh darüber, alleine unterwegs zu sein und trotzdem kann ich es genießen. Ich halte nichts davon, Beziehungen durch Abstand spannender zu gestalten, weder zu Beginn noch nach vielen Jahren. Wenn ich den Wunsch verspüren würde, alleine los ziehen zu müssen und meine Partnerin unbedingt außen vor lassen muss, damit es mir gut geht, dann wäre irgendwas im Argen, das mal hinterfragt werden müsste. Freiraum kann man sich auch zu zweit in einem Raum schaffen, durch Akzeptanz, Toleranz und klare Ansagen.
Wenn ich nicht bei meinem Partner ich selbst sein kann, wo dann?