Die gefühlte Wichtigkeit
Eine banale Situation hat sich also zugespitzt. Erlebt man ja öfter zwischen Mann und Frau. Da mein Kollege keine Lust auf die Auseinandersetzung und ohnehin das Gefühl hatte, hier nicht siegen zu können, wehrte er ab: “Ja ist gut. Du hast Recht.”
Um zu seiner Frage zurückzukommen: Warum tun wir Frauen das also “immer”? Zuerst einmal denke ich, dass die Frau nicht allein an dieser Situation schuld ist. Sie hatte ein Bedürfnis, das sie ausgedrückt hat. Er hatte ein anderes Bedürfnis, das er ebenfalls ausgedrückt hat. Es musste also ein Kompromiss her, um beide Bedürfnisse zu erfüllen. Dass dieser Kompromiss nicht gefunden werden konnte, hat nichts mit den Bedürfnissen an sich zu tun, sondern mit der gefühlten Wichtigkeit der beiden Akteure (und ihren Bedürfnissen) in der Beziehung.
Auch in meiner Beziehung ist der Auslöser für Konflikte meist das Gefühl, nicht wichtig genug zu sein. Kauft der Mann den falschen Joghurt, nimmt er die Vorlieben der Partnerin nicht ernst genug. Hat die Frau den letzten Schluck Kaffee genommen, denkt sie nur an sich. Möchte der Freund Fußball schauen, ist ihm das wichtiger als Zeit mit der Freundin. Regt sie sich darüber auf, ist ihr nicht wichtig, was er will. Und so geht es immer weiter. Nahezu jede Situation lässt sich so hinbiegen, dass der eine Part sich nicht wichtig genug fühlt, weil der andere Part seinen eigenen Bedürfnissen nachgeht.
Das Grundbedürfnis, wichtig zu sein
Zugespitzt formuliert behaupte ich also, dass in vielen von uns dieses Grundbedürfnis schlummert (ob nun indirekt oder direkt, ob Frau ob Mann): Ich will für den anderen das Wichtigste auf der Welt sein. Natürlich darf es noch andere Dinge im Leben des Partners geben, aber es wäre schon schön, wenn ich selbst das Wichtigste wäre. Und das möchte ich gern spüren. Am liebsten immer. Und wenn ich das Gefühl habe, es gibt etwas Wichtigeres für den anderen, dann entfacht die Eifersucht und Kampfeslust in mir. Dagegen kann ich gar nicht viel tun. Ich übertreibe hier bewusst.