Thorsten Wittke mag Frauen selbstbewusst und natürlich. Eine Antwort auf Jule Blogts Beitrag: Frauen und Schminke: Der Panda im Bett
Jeden Sonntagmorgen stehe ich beim Bäcker – und mit mir viele andere Männer. Niemals Frauen. Die einzigen anwesenden Frauen befinden sich hinter der Theke und füllen meine Tüte mit Backwaren gegen Bares. Warum? Sind wir alle Kavaliere der alten Schule, oder ist es doch nur der profane Grund, dass Frauen nicht ungeschminkt aus dem Haus gehen?
Sonntagmorgen die Augen aufschlagen und noch leicht verschlafen das Objekt der Begierde in den Arm nehmen, um noch ein wenig gemeinsam zu dösen. Es ist warm, es ist kuschelig, schöner kann ein Tag eigentlich gar nicht anfangen. Mühsam öffne ich ein Auge, um zu schauen wie spät es ist und schon ist es mit der Romantik des Augenblicks vorbei, denn es ist 10:00 Uhr. Ich sollte zum Bäcker gehen, damit wir Brötchen auf dem Frühstückstisch haben. Warum wieder ich? Nun, die Alternative lautet, ich wecke sie und bitte sie, heute mal zum Bäcker zu gehen.
Was dann passiert? Sie wird das Bett fluchtartig verlassen und ich werde die nächste Stunde nicht ins Bad kommen. Warum das alles? Weil die Holde nicht ohne Aufhübschen aus dem Haus geht. Ever. Die Haare müssen liegen und ohne Rouge geht sie nicht vor die Tür, hat sie mir bei einer der vielen Diskussionen, die wir deswegen hatten, gesagt. So stehe ich also an jedem verdammten Sonntag beim Bäcker, zwischen den anderen Männern, denen es scheinbar nichts ausmacht, sich eben mal den Jogger überzuwerfen und die verwuschelten Haare unter einer Basecap zu verbergen – und ärgere mich.
Eigentlich sollte ich ja stolz sein auf meinen Schatz, die, wo immer sie sich dem Volke zeigt, stets gut aussehen möchte. Aber die meiste Zeit nervt es eigentlich nur. Sie sieht ungeschminkt toll aus und ich liebe es, wenn sie etwas zerzaust ist. Sie ist dann so herrlich unperfekt und ich selbst muss mir keine Gedanken mehr darüber machen, dass sich mein Sixpack unter einem Speckmantel versteckt und mein Kopfhaar sich bereits vor Jahren verabschiedet hat. Ich habe Makel, sie hat Makel. Das ist es doch, was uns liebenswert macht. Oder nicht?