5. Unselbstständigkeit fördern: Du kannst das nicht, nur ich kann das
Eine beliebte Strategie von verlustängstlichen Eltern ist es, die eigenen Kinder, statt zur Selbstständigkeit, zu fügsamen, lieben, braven, sprich: abhängigen Menschen zu erziehen, die sich nicht nur schwerlich von ihnen lösen können, sondern es auch gar nicht mehr wirklich wollen. Im Erwachsenenalter funktioniert diese Strategie natürlich nicht mehr ganz so gut. Trotzdem stellt die Erziehung zur Unselbstständigkeit eine häufige Beziehungsfalle dar, um den Partner an sich zu ketten. Die Folgen sieht man in Ansätzen bei manchen Witwen und Witwern. Etwa wenn sie ihn ein Leben lang aktiv von jeglicher Hausarbeit (über die Nahrungszubereitung bis zum Fensterputzen) ferngehalten hatte („Du kannst das nicht, lass mich das machen!“) und er nach ihrem Tod nicht einmal in der Lage ist, sich etwas zu kochen. Oder wenn sie von ihm ein Leben lang in finanzielle Unselbstständigkeit – und damit Abhängigkeit – gedrängt wurde (Verbot oder Ausreden einer Berufstätigkeit, Übernahme sämtlicher Bürokratie usw.).
Konsequenz: Eine Trennung wird durch erlernte Unselbstständigkeit massiv erschwert. Im schlimmsten Fall übernimmt man tatsächlich den Glaubenssatz, ohne den Partner gewissermaßen ein Nichts zu sein.
Beziehungsfallen: Was Sie tun können
Zunächst einmal kann es entlastend sein, sich zu vergegenwärtigen: All diese Beziehungsfallen werden nicht aus Boshaftigkeit eingesetzt, sondern aus Verlustangst. Es ist dabei meist schwierig, sie im Beziehungsalltag zu erkennen. Oft macht man sich erst in akuten Krisen bewusst, dass da gerade etwas gehörig schiefläuft. Der verlustängstliche Partner merkt häufig bis zum Ende nicht, welchen Anteil er am Niedergang der Beziehung trägt.
Es liegt nicht in Ihrer Macht, Ihrem Partner ein gesundes Selbstwertgefühl zu vermitteln, das verhindern würde, dass er bzw. sie sich der hier beschriebenen Strategien bedient, um seine eigenen Ängste „in den Griff zu bekommen“. Das ist alleine seine/ihre (Lebens-)Aufgabe. Was Sie aber tun können, ist, derartige Verhaltensweisen offen anzusprechen – ohne Ihren Partner dafür gleich zu verurteilen. Zeigen Sie ihm/ihr, dass Sie ihn/sie lieben und Ihre Liebe verlässlich ist. Machen Sie zugleich aber auch deutlich, dass Sie derartige Beziehungsfallen weder mitmachen noch dulden. Das ist nämlich Ihr gutes Recht! Vielleicht ist ein solches Gespräch der Anstoß für Ihren Partner, sich konstruktiv mit der eigenen Verlustangst auseinander zu setzen. Nur so ist eine erwachsene Beziehung auf Augenhöhe möglich – ohne Manipulationen und andere Spielchen.
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