„Weißt du noch, hier hatten wir unser erstes Date!“ Ich hake mich bei meinem Mann ein, während wir durch unsere alte Nachbarschaft schlendern. „Komm lass uns reingehen und einen Cocktail trinken. Der alten Zeiten willen.“
Erinnerungen an damals
Erinnerungen werden wach. Hier haben wir uns kennengelernt, konnten die ganze Nacht die Augen nicht voneinander lassen, verloren jedes Zeitgefühl. Auf der anderen Straßenseite im Park dann das erste richtige Date, einen Tag nach seinem Geburtstag. Ich habe ihm Muffins gebacken, mit extra viel Schokolade. Ein ganzes Blech, aber bekommen hat er nur einen, weil ich nicht so mütterchenhaft rüberkommen wollte. Und da hinten an der Hauswand lachten wir uns kaputt, weil wir dreimal hintereinander exakt dasselbe zur selben Zeit sagten. An jeder Ecke kleben Erinnerungen an damals – die Frischverliebt-Zeit. Die Nicht-ohne-einander-Zeit. Die Zusammen-gegen-den-Rest-der-Welt-Zeit.
Alltag kehrt in die Beziehung ein
Seitdem ist viel passiert: Ein gemeinsames Haus, der große Umzug, ein Kind, dann noch eins. Einige Jobwechsel. Alltag. Das böse Wort. ALL-TAG. Jeden Tag der derselbe Trott: Die Tage rennen vorbei, und es wird mit jedem Jahr schlimmer. Oft genug husche ich vollkommen in meiner Blase an meinem Mann vorbei und schaue ihn verdutzt an, wenn er mich am Arm festhält und einen Kuss einfordert – so sehr hält mich der Alltag gefangen. Keine Zeit. Für Zärtlichkeit. Nähe. Ich muss superwichtige Dinge erledigen, To-Dos abarbeiten, die Ordnung beibehalten. Supermama sein. Meine Beziehung hat da keine Priorität.
Und was tun wir gegen den Alltag in der Beziehung?
Schlimm eigentlich. Aber um dem entgegenzuwirken, legen wir regelmäßig Pärchentage ein, so wie heute – ohne Kinder, ohne Alltag. Wir gehen weg und verbringen bewusst Zeit zu zweit. Um anzukämpfen gegen den bösen Alltag in der Beziehung. Cocktails zu trinken. Muffins mit extra viel Schokolade zu essen – nur für uns allein.
Lachen wir denn noch?
Sehnsüchtig schaue ich aus dem Fenster. Ein Zutschgeräusch reißt mich aus den schwerfälligen Gedanken. Du ziehst mit aller Kraft an deinem Strohhalm, setzt ab, pustest stoßweise hinein, wirst ganz rot. „Da hat sich eine Beere oder so verfangen.“ Ich pruste los, so urkomisch sieht das aus. „Ey, lach nicht! Sonst fange ich wieder mit dem Radieschen an.“ Ich zwicke ihn in den Arm. „Wag’s nicht!“ – „Zu groß für deinen gierigen Mund. Plupp lag’s auf dem Tisch!“ Ich halte mir die Hand vor den Mund und lache so laut, dass mir Tränen in die Augen treten. Mein Mann steigt mit ein.
Wir können also noch lachen. Und wenn ich recht überlege, wird bei uns zuhause viel gelacht. Meistens schallt natürlich Kinderlachen durchs Haus. Aber oft genug haben wir alle zusammen Spaß. Und abends, wenn die Kinder schlafen und der Alltag ruht, kann es auch schon einmal zu einer Kitzelattacke auf der Couch kommen. Oder wir schauen gemeinsam lustige Youtube-Videos an und lachen über peinliche TV-Formate.
Gerade von einer Welle des Glücks überrollt (denn Lachen macht glücklich), laufe ich übermütig um den Tisch herum und setze mich auf seinen Schoß. „Was wird das jetzt?“, feixt er. Ich lächele verliebt. „Der alten Zeiten willen.“
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