Streit kommt in den besten Familien vor. Und in den glücklichsten. Es zeigt, dass wir Individuen mit einer eigenen Meinung sind. Aber es gibt ein paar Dinge zu beachten, damit Kinder lernen können, wie man Konflikte bewältigt und sie keinen Schaden davon nehmen
Bei uns fliegen die Fetzen! Aber so richtig. Da kann es schon mal richtig laut werden. Mein Mann würde jetzt einwenden, dass es bei mir laut werde nicht aber bei ihm. Recht hat er. Ich werde laut und er schweigt. Und weil er nichts sagt, werde ich um so lauter.
Es ist wie bei den Kindern. „Räum bitte die Schuhe weg“, nichts passiert. Die Aufforderung wird wiederholt, nun etwas lauter, es passiert immer noch nichts. Da hilft nur Schreien. Oder nicht? Ich sage Ihnen was: Brüllen hilft bei Kindern nicht und beim Partner schon gleich gar nicht. Warum auch? Es ist ja keine Frage des Gehörs.
Wenn wir also wollen, dass wir ernst genommen werden, müssen andere Strategien her.
Und wie ist es bei Ihnen? Sind Sie auch eher der emotionale Typ, der manchmal aus der Haut fährt und die eigene Meinung vehement vertritt? Machen Sie sich Sorgen, dass Ihre Kinder Schaden nehmen könnten, wenn Sie auch mal etwas ungehalten reagieren? Müssen Sie nicht, wenn Sie einige Regeln beachten.
Was Sie sich jedoch bewusst machen sollten: Sie sind das Vorbild und Ihre Kinder lernen an Ihrem Modell.
Heile, heile Welt? Streit gehört zum Leben
Es sind die alltäglichen Situationen, die uns manchmal zur Weißglut treiben. Oder auch einfach nur nerven. Das fängt an bei den liegengebliebenen Klamotten, geht weiter über die Frage, wer das Altglas zum Container fährt und endet schließlich damit, wer dem Kind was erlaubt hat oder nicht. Sie und Ihr Partner sind nicht immer einer Meinung, wie die Dinge im Alltag zu laufen haben? Das ist völlig normal und zeigt, dass Sie eine eigenständige Meinung haben. Es ist wichtig, für seine eigenen Interessen einzustehen, manchmal auch gegen Widerstand. Wenn es zu rund läuft, stimmt was nicht. Klar, lassen sich grundsätzliche Absprachen und Regelungen finden, die Streit zu vermeiden helfen. Aber das Leben ist bunt und erfordert in den unterschiedlichen Situationen eben auch unterschiedliche Reaktionen. Und alles kann man eben nicht voraussehen. Es wäre völlig an der Realität vorbei, wenn Sie vor Ihren Kindern so tun, als ob alles immer Friede, Freude, Eierkuchen ist. Kinder lernen, dass Menschen verschiedene Meinungen haben können und dass man diese, in konstruktiv geführten Auseinandersetzungen miteinander austauschen kann. Wichtig ist, wie wir den Streit ausfechten, damit er unseren Kindern nicht schadet.
Der Ton macht die Musik
Es sind die grundsätzlichen Regeln der Kommunikation, die wir auch und gerade im Streitfall beachten sollten. Wichtig ist zum Beispiel, dass wir den Partner nicht anklagen oder gar abwerten und prinzipiell in Frage stellen. Es gilt auch hier Ich-Botschaften zu verwenden und nicht zu generalisieren, sondern beim konkreten Streitanlass zu bleiben. Nicht „Du machst immer….“ sondern, „Ich fühle mich gestört…“
Gewalt ist in jedweder Form tabu. Dazu gehören auch Schimpfwörter und verbal persönliche Angriffe.
Aber nicht jeder Streit muss über Worte ausgetragen werden und gerade hierin liegt eine große Gefahr für unsere Kinder. Denn was wir unausgesprochen in die normale Alltagskommunikation einbauen, kann viel schlimmer sein. Der Disput tritt nicht offen zutage, was aber in jedem Wort und in jeder kleinen Geste mitschwingt, ist die aggressive Stimmung. Dafür haben die Kleinen überaus empfängliche Antennen. Und das ist gut so, denn es zeigt, dass sie ihre Umwelt aufmerksam und emphatisch wahrnehmen. Das Problem jedoch ist, dass Kinder ihre Wahrnehmungen nicht einordnen können, wenn Sie nicht über Ihre Meinungsverschiedenheit offen sprechen. Deshalb ist der offen ausgetragene Konflikt viel besser als nichts zu sagen. Kinder wissen dann wenigstens, dass es einen Grund für die schlechte Stimmung gibt.
Wenn die Kinder noch zu klein sind, Erklärungen zu verstehen, sollten Sie sehr genau darauf achten, wie Sie mit Ihrer Auseinandersetzung umgehen und vermeiden, Unstimmigkeiten – sowohl verbal als auch nonverbal – vor dem Kind auszutragen. Selbst Babys reagieren auf derartige familiäre Unruhe sehr sensibel.