Sie können nicht nur den vergnüglichen Part übernehmen
Die Gefahr, dass gerade der Elternteil, der nach der Trennung nicht den Alltag (und die damit verbundenen Sorgen, Pflichten und Regeln) des Kindes teilt, zum reinen Spaß- und Vergnügungs-Elternteil wird, ist groß. Verständlicherweise will er oder sie in der so knappen Zeit das Kind nicht mit Regeln, Disziplin oder Aufgaben nerven und es womöglich vergraulen. Es soll sich schließlich wohl fühlen und Sie überhäufen es womöglich deshalb mit Aufmerksamkeit und auch Geschenken. Aber wird Ihr Kind Sie deshalb mehr lieben?
Wie dieses Verhalten bei dem anderen Elternteil ankommt, dürfte klar sein. Einer ist für die undankbare Arbeit zuständig, das Kind zu erziehen und den schwierigen Alltag mit all seinen Regeln und Herausforderungen zu meistern und der andere kommt nur ab und an und verwöhnt das Kind? Das kann nicht gut gehen und vor allem geht es zu Lasten Ihres Kindes.
Zum Mutter- oder Vatersein gehört mehr als nur Vergnügen zu bereiten. Ihre Kinder sollen selbstbewusste und glückliche Menschen werden, die sich in unserer Gesellschaft zurecht und ihren eigenen Weg finden. Das tun sie aber nur, wenn wir ihnen Struktur, Sicherheit und auch Grenzen geben. Denn gerade so finden sie Orientierung, zu eigener Stabilität, erkennen, Wichtiges von Unwichtigem und Gutes vom Schlechten zu unterscheiden. Sie sind der Anker und der Wegweiser, Sie sind Vorbild und Berater. Und natürlich geben Sie all Ihre Liebe. Vielleicht finden Sie verschiedene Wege, um Ihren Kindern zu zeigen, wie wichtig sie Ihnen sind und dass Sie sie lieben. Das größte Geschenk ist dabei allerdings nicht immer das beste.
Kinder wollen von sich aus lernen, suchen Grenzen und Menschen, die ihnen diese Herausforderungen geben. Das lässt sie innerlich wachsen. Sie werden es Ihnen danken, wenn Sie ihnen diese Erfahrungen bieten und Sie dafür lieben. Ganz bestimmt.
Um das zu tun und hier Verantwortung übernehmen zu können, braucht es natürlich auf der Seite des anderen Elternteils auch die Bereitschaft, loszulassen und den Ex-Partner “mitregieren” zu lassen. Das steht wieder auf einem anderen Blatt, ist aber mindestens eine genauso große Herausforderung.