Nach dem äußeren Aufräumen beginnt das innere Aufräumen
Kinder brauchen Sicherheit. Ein stabiles und verlässliches Umfeld. Wenn das alte zerbrochen ist, muss ein neues anderes, aber ebenso stabiles, aufgebaut werden. Nachdem Sie die strukturellen Dinge, wie ein eigenes Kinderzimmer bei jedem Elternteil, die festen Kontaktzeiten und wann wer für welche elterlichen Dinge zuständig ist, geregelt haben, beginnt eine Phase des inneren Aufräumens. Das bedeutet, sich zu hinterfragen, warum es zu der Trennung gekommen ist, Verletzungen zu verarbeiten und Gefühle neu zu ordnen. Sie werden sich auch als Solo-Elternteil neu kennenlernen und Ihre Rolle als Vater und Mutter unter den veränderten Bedingungen neu definieren müssen. Das ist ein wichtiger Prozess, während dem Sie sich vieler Dinger bewusst werden und begreifen.
Der Mangel an gemeinsamer Zeit erzeugt neue Unsicherheiten
Wie auch immer Sie das Sorgerecht aufgeteilt haben, Ihre Kinder haben das Recht auf Mutter und Vater. Das heißt aber auch, dass Sie eventuell weniger Zeit mit Ihrem Kind verbringen werden, als es der Fall war, als sie noch in einer gemeinsamen Wohnung als Familie zusammengelebt haben. Diese Kinder-Zeit funktioniert nicht mehr spontan, sondern nur nach gemeinsamer Absprache, nach Uhrzeit und Kalender. Das kann Unsicherheit erzeugen und möglicherweise setzen Sie sich innerlich unter Druck, in dieser knappen und kostbaren Zeit eine ganz besonders gute Mutter oder besonders engagierter Vater zu sein. Vielleicht auch in dem unbewussten Wunsch, Ihr Kind würde Sie dafür mehr lieben und vielleicht mehr bei Ihnen sein wollen. Es können Ängste entstehen, dass der Ex-Partner selbst oder ein neuer Lebensgefährte des Ex Ihnen die Kinder „emotional wegnehmen könnte“. Diese Gefühle sind verständlich, aber Sie sollten sich ihrer bewusst werden und darauf achten, sich nicht zu sehr damit zu beschäftigen, die Kinder auf „Ihre Seite zu ziehen“.