Der Frage, welcher Erklärungsversuch die generationsübergreifende Übertragung des Scheidungs- bzw. Trennungsrisikos am besten ursächlich beschreiben kann, sind nun US-Forscher anhand von Langzeitdaten von knapp 13.000 Personen (junge Erwachsene und später auch deren Kinder), die seit 1979 (bzw. 1986) mindestens alle zwei Jahre zu ihrer Beziehungssituation befragt wurden, nachgegangen.
Wie die Mutter so die Kinder
So lässt sich das Ergebnis der Studie zusammenfassen. Wenn den Müttern schon die Fähigkeiten und Eigenschaften fehlen, stabile Beziehungen zu führen, dann wird es den Kindern nicht viel besser ergehen. Es scheint sich also die Hypothese der generationsübergreifenden Weitergabe von Beziehungsfähigkeiten zu bestätigen (3). Zu einem ähnlichen Ergebnis kamen auch schon vorherige Untersuchungen im europäischen Raum. Kinder lernen von ihren Eltern, wie Beziehungen zu führen sind, wie sich Konflikte regeln lassen und auch, wie man Vertrauen aufbaut. Das Erlebte wird sie nachhaltig in ihren eigenen Partnerschaften beeinflussen.
Leider lassen die amerikanischen Daten keine Schlüsse darüber zu, ob Väter einen ähnlichen Einfluss auf das Beziehungsverhalten ihrer Kinder haben. Auch wissen wir nicht, wie sich das Beziehungsleben in zwanzig, dreißig Jahren verändert, es gibt Hinweise darauf, dass sich der Transmissionseffekt abschwächt.
Die Theorie der aus der ökonomischen Benachteiligung folgenden Erhöhung des Scheidungsrisikos ließ sich jedenfalls nicht bestätigen. Auch scheint es nicht so zu sein, dass sich die erlebte geringe Verbindlichkeit der Partnerschaft und deren Auflösbarkeit weiter „vererbt“ (4).
Das Alter der Kinder bei der Scheidung der Eltern hatte ebenfalls keinen Einfluss auf die Stärke des Transmissionseffekts. D.h. die grundsätzliche Erhöhung des Scheidungsrisikos durch die erlebte Trennung der Eltern trifft Kinder aller Altersgruppen gleichermaßen (5).