Schlechte Mutter, schlechte Oma
Den größten Krach gab es dann, als Noah geboren wurde. Es war ein Kaiserschnitt, es ging Linda schlecht, es gab Probleme mit der Wundheilung. Und als der Kleine und sie nach Hause entlassen wurden, sagte der Arzt, es wäre wichtig, dass sich jemand um Linda kümmerte. Theo hatte sich zwar extra Urlaub genommen, aber musste von jetzt auf gleich für drei Tage dringend ins Büro. „Frag Deine Mutter, Linda und Noah müssen versorgt werden“, sagte die energische Hebamme zu ihm. Lindas Vater und seine Frau wohnten weit weg, sie konnten nicht auf die Schnelle kommen. Theo musste sich überwinden, er ahnte wohl, dass Rita keine Lust hatte, für Linda und ihr Enkelkind zu sorgen. Unter den Augen der Hebamme rief er seine Mutter an, Theo überredete seine Mutter, für ein paar Tage zu kommen. Hans kutschierte Rita mit dem Auto zu Linda und Theo. Rita kam in die Wohnung, legte ab, stellte ihren Koffer in die Ecke, setzte sich bei Linda und Theo ins Wohnzimmer, sie nahm die Fernbedienung und sah fern. Linda musste sich allein aus dem Bett quälen, sie rief Freundinnen an, die kamen und Suppe brachten. Linda hatte das heulende Elend, was für eine furchtbare Frau die Schwiegermutter war – und jetzt noch die Oma von Noah. Sie stellte Theo nach seiner Rückkehr zur Rede.
Sie wollte, dass Theo seine Mutter zusammenstaucht, er hat es auch versucht, aber kläglich. „Er ist seiner Mutter gegenüber ein Pantoffelheld, ähnlich wie sein Vater“, sagt Linda. „Mir und Noah gegenüber ist er ein guter Ehemann und ein toller Vater, wir werden zusammenbleiben, davon gehe ich jetzt einfach aus. Doch da ist ein Bruch zwischen uns, eine Lücke, ein Riss. Da ist etwas, was Rita in unser Leben bringt, was es überschattet: völlige Lieblosigkeit. Ich habe einfach Angst, dass ich neben Theo auf einer tickenden Zeitbombe sitze, dass er diese Herzlosigkeit in sich trägt.“
Wahlfamilie statt Kernfamilie
Linda weiß nach dieser unterlassenen Hilfeleistung, dass sie nichts mehr mit Rita zu tun haben möchte. Theo hat das akzeptiert. Linda: „Sein Vater kommt uns auch nicht besuchen, das hat ihm Rita verboten. Manchmal fährt Theo zu ihnen. Ich habe eine ältere Dame gefunden, die selbst keine Enkel hat, sie kommt zu uns ins Haus, sie spielt mit Noah, sie backt mit ihm, sie liest ihm vor. Sie ist seine Oma. An seine leibliche Oma hat Noah keine Erinnerung, er hat sie ja nur einmal als Baby gesehen. Oma Mia kommt zu Weihnachten, zu Ostern, sie kommt, wenn ich krank bin und kocht mir eine Hühnersuppe. Sie ist unsere Familie. Es läuft, wir sind glücklich. Aber die Angst, dass Theo ein zweites Gesicht hat, verfolgt mich. Manchmal schaue ich ihn von der Seite an und frage mich im Stillen voller Angst, ob er früher oder später auch diese Kälte an den Tag legt, die seine Mutter ausstrahlt. Irgendwo tief in ihm drin muss das doch auch sein. Er ist mit ihr groß geworden, sie hat ihn geprägt. Vielleicht verstellt er sich mir gegenüber, vielleicht reißt er sich zusammen? Wenn er einmal so wäre wie Rita, nur ein einziges Mal – gänzlich ohne Liebe und Mitgefühl, zu faul zu lieben, das bringt die Sache auf den Punkt, dann würde ich sofort meine Koffer packen und Theo auf der Stelle verlassen.“
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