Das lässt sich an zwei typischen Szenen eines ganz normalen Samstagmorgens veranschaulichen. Szene eins, im elterlichen Schlafzimmer: „Hörst Du auch das Kraspeln?“, frage ich meinen Mann. „Stimmt, ob er sich gerade auf den Weg zu uns macht? Ich geh mal schnell gucken, nicht, dass was passiert“. „Was soll denn sein? Er wird sich auf die Zehenspitzen stellen, die Türklinke herunterdrücken, über den Flur tapsen, sich den kleinen Hocker nehmen, draufklettern und unsere Tür aufmachen …“, erwidere ich. „Ja, aber nicht, dass er runterfällt und sich wehtut.“ „Ja und wenn, der Hocker ist 20 cm hoch, wir sind doch in der unmittelbaren Nähe …“
Kommen wir gleich zu Szene zwei, etwas später im Garten: „Musst Du ihm denn wirklich die große Harke mit den scharfen Metallzinken geben? Er hat doch extra die handliche Kinderharke bekommen“. „Die will er aber nicht nehmen, Du kennst das doch, er will immer das benutzen, was wir haben.“ „Deshalb muss ich ihm das noch lange nicht erlauben, das ist viel zu gefährlich, nicht, dass er sich damit noch ins Auge sticht.“ „So ein Quatsch, ich bin doch dabei …“
Aber irgendwie ticken wir instinktiv doch gleich
Hm, irgendwie haben wir beide Recht und sind uns auf den zweiten Blick sogar erzieherisch in puncto Sicherheit einig. Zwar haben wir in potenziellen Gefahrensituationen immer jeweils die Sorge, dass unserem Kind etwas zustoßen könnte, verhalten uns aber so verantwortungsbewusst, dass dies eigentlich nicht passieren dürfte. Schließlich lautet unser beider Credo: „Dabei sein ist alles!“ und „Vormachen zum Nachahmen!“ Begleiten wir unser Kind und überlassen es nicht sich selbst beim Ausprobieren, Entdecken und Selbermachen, fördern wir seine Entwicklung und Schüren das Wahrnehmen von Gefahr. Halten wir es aber von allem fern und schirmen es von allem Gefährlichen ab, wird es dieses nicht als solches erkennen lernen können.