Junge Väter als begehrte Arbeitnehmer
Richtig spannend wird es aber erst auf lange Sicht. Also dann, wenn die Kinder in die Kita oder zur Schule gehen. Dann, wenn beide Elternteile wieder den Kopf frei haben (könnten) für andere Dinge. Also Arbeit zum Beispiel.
Vor Kurzem sprach ich mit einem Freund. Dieser ist Geschäftsführer eines mittleren Unternehmens, 200 Beschäftigte. Er erzählte mir, dass er besonders gern junge Väter in seinem Unternehmen beschäftigen würde. Am liebsten Anfang-Mitte-Ende 30, Kinder im Alter ab 3, lieber noch 6 Jahren (also aus dem Gröbsten raus), gern verheiratet. Also all das, was man sich unter „solide“ vorstellt. In dem Alter hat er sich (hoffentlich) die Hörner abgestoßen, weiß, was er will, ist rumgekommen, hat, wenn möglich, viele Erfahrungen auch in anderen Unternehmen und im Ausland gesammelt, ist gut ausgebildet und kompetent in seinem Bereich. Ist aber noch nicht „zu erfahren“, um langsam müde zu werden. Bringt also noch genug Esprit und Tatendrang mit, um das Unternehmen voranzubringen. Außerdem sind junge Väter belastbar und können sich flexibel auf unterschiedlichste Herausforderungen einstellen. Wer Familie und Beruf stemmt, muss belastbar und flexibel sein. Naturgemäß – und in der Regel – sind Väter auch verantwortungsvoll. Sie kümmern sich. Um ihr Einkommen (zur Sicherung der Familie) und um den Wert des Unternehmens. Letzteres auch, weil es ihnen einen stabilen Arbeitsplatz sichert, woran sie ebenfalls sehr interessiert sind. Kurz und gut: Sie sind nicht mehr auf der Suche. Versprechen, gefestigte und verlässliche Arbeitnehmer zu sein. Das ist gut. Für das Unternehmen. Und letztlich auch für die Familie.
Das Bild von jungen Vätern und Müttern
Soweit das Bild von jungen Vätern. Das gleiche könnte man so auch auf Mütter übertragen. Hier verhält es sich jedoch etwas anders. Denn diesen werden die erwähnten Eigenschaften ohnehin schon eher zugeschrieben. Was Väter quasi mit Geburt des eigenen Kindes „erwerben“, bringen Mütter von Natur aus mit. Väter beglückwünscht man für diesen Zuwachs an Verantwortungsbewusstsein, Stabilität, Belastbarkeit und Flexibilität. Man (auch der Unternehmer) erwartet ein „Mehr“ an sinnvollen Eigenschaften und Kompetenzen. Man bekommt also mehr als vorher. Also vor der Vaterschaft. Ist doch super.
Während Frauen dieses „Mehr“ sowieso schon mitbringen (es in der Wahrnehmung also kein Zuwachs ist), wird bei ihnen durch die Mutterschaft etwas anders erwartet, was sich schwer beschreiben lässt. Vielleicht so etwas wie „Die ist dann Mutti.“. Punkt. Die Frau ist abgeschrieben und quasi voll besetzt mit Kinder- und Familienthemen. Sie verliert etwas. Nämlich ihre Offenheit, sich mit anderen Themen als Familie auseinanderzusetzen. Positive Wahrnehmung und Erwartung sehen anders aus.
Aber wie sollte es anders sein, wenn folgendes passiert?
Denn: Wer kümmert sich eigentlich?
Und jetzt kommt der entscheidende Punkt. Wer hat wirklich den Kopf frei, wer kümmert sich um das kranke Kind, das nicht in die Kita gehen kann? Wer stellt eher die eigenen (auch Karriere-) Wünsche hinten an? Genau. Es sind die Mütter. Das heißt nicht, dass nicht auch Väter dies tun oder auch gerne noch mehr tun würden, aber die Erwartungen von Seiten der Gesellschaft, die sich dann auch in eigenen Ansprüchen widerspiegeln, sind andere. Wenn z.B. unsere Kinder krank werden, ruft die Kita bei mir an. Ich meine nicht als erstes, sondern überhaupt nur. Mein Mann wurde in fünf Jahren noch nicht einmal angerufen mit der Bitte, man möge das Kind abholen.
Kind ist krank, Mutter sorgt sich. Vater auch. Aber nur im Notfall. Und dann ist es eine Leistung und verspricht Supersonderanerkennung. Toller Vater. Schulterklopfen. Aber erwarten kann man das eigentlich nicht. Von ihm. Das wissen auch die Chefs.
Es passiert also genau das, was unsere Erwartungen so mit sich bringen.
Genau das ist die eigentliche Tragik. Und Ungerechtigkeit.