Dieser Mann hat mich sofort umgehauen.
Wir kamen in einem Beach-Volleyballspiel ins Gespräch und es war von Anfang an klar, dass wir uns gut verstanden. Es war so, als würden wir uns schon ewig kennen. Wir lachten über dieselben Dinge und konnten von Anhieb an über alles ganz offen reden. Wir haben den restlichen Urlaub zusammen verbracht, danach telefonierten wir täglich und besuchten uns an den Wochenenden. Es war von Anfang an vertraut zwischen uns, deshalb störten auch die 800 Kilometer zwischen unseren Wohnorten nicht.
Nach ein paar Monaten sprachen wir zum ersten Mal darüber, zusammenzuziehen. Ich arbeitete zu dem Zeitpunkt viel Remote von zuhause aus und war deshalb nicht ortsgebunden. „Ich würde sofort zu dir ziehen“, sagte ich und hatte in dem Moment nicht den geringsten Zweifel – und das, obwohl ich Hamburg und meine Wohnung in den 5 Jahren, die ich hier gelebt hatte, wirklich mehr als lieb gewonnen hatte.
Wenn man zusammenzieht, bringt das die Beziehung noch mal auf eine neue Ebene. Entweder es läuft harmonisch, es fühlt sich richtig gut an und man freut sich, dass man seinen Lieblingsmenschen jetzt noch öfter um sich hat, oder man merkt, dass man doch nicht so gut zusammenpasst wie gedacht. Bei Damian und mir war Ersteres der Fall.
Wir haben deshalb beschlossen, die Verhütung einzustellen.
Wir wollten beide immer Kinder, waren alt genug und konnten uns nicht nur als Paar, sondern auch als Eltern vorstellen. Schon komisch, dass es scheinbar nicht reicht, selbst so eine Einschätzung zu treffen und sich andere, sobald man von der Schwangerschaft erzählt, einmischen. Ich kann gar nicht zählen, wie oft mir die Frage „War die Schwangerschaft denn geplant?“ gestellt wurde. Erschreckenderweise nicht nur von Freundinnen, die einem immerhin nah genug sind, um über Themen wie Schwangerschaft und Kinderplanung zu sprechen, sondern auch von Kolleginnen, denen ich überhaupt nur zwangsläufig von meiner Schwangerschaft erzählte.
Ich finde die Frage absolut unmöglich – als wäre ich nicht in der Lage, richtig zu verhüten – und ich hätte am liebsten gesagt: „Freu dich doch einfach, dass da ein neues Lebewesen entsteht.“ Einer Freundin habe ich auch tatsächlich gesagt, dass mich ihre Frage verletzt. Bei den meisten anderen habe mir meinen Teil einfach gedacht.
“War die Schwangerschaft geplant?” – Ich würde meinem Gegenüber eine solche Frage nicht stellen!
Die Themen Kinderplanung und Schwangerschaft sind so sensibel, so intim, dass die meisten Frauen ja nicht mal mit ihren Freundinnen richtig offen darüber kommunizieren können. Man kann eigentlich nie wissen, ob das Gegenüber nicht schon eine ganze Zeit lang probiert hat, schwanger zu werden.
Ob beide Partner einen Kinderwunsch hatten oder ob es sonst irgendwelche Komplikationen und Kämpfe auf dem Weg zur Schwangerschaft gab. Das sind alles Themen, auf die niemand gern angesprochen werden will. Und die auch niemanden etwas angehen. Oft schwingt bei der Frage auch Neid mit, so nach dem Motto: „Warum ist die jetzt vor mir schwanger, obwohl ich schon seit zehn Jahren in einer Beziehung bin?“
Die Antwort? Weil es für Beziehungen und ihre Gestaltung eben keine Regeln gibt. Sofern man keine künstliche Befruchtung hat, kann man eine Schwangerschaft doch ohnehin nicht wirklich planen.
Wir haben die Verhütung eingestellt, ja, aber wann genau es dann klappt und man schwanger wird, kann man ja nie wissen. So ist es doch eigentlich immer mit Plänen.