Und was machst du, wenn dein Partner Kinder will?

Neun Jahre zuvor, ich bin gerade 21 geworden. „Und wann krieg ich ein Enkelkind von dir?“, fragt meine Großmutter über den mit Kaffee und Kuchen gedeckten Tisch hinweg. Ich verschlucke mich fast an meinem Frankfurter Kranz, so wenig habe ich mit dieser Frage gerechnet. Erstens, weil ich meines Erachtens noch viel zu jung für ein Kind bin, weder einen festen Job noch ein geregeltes Einkommen habe und noch etliche Jahre Studium vor mir stehen, bis ich mir den Traum von okay bezahlter Arbeit verwirklichen kann.

Zweitens, weil da gar kein Partner ist, mit dem ich überhaupt ein Kind zeugen könnte. Und drittens, naja, dachte ich einfach nicht, dass ich wie jemand wirke, der sich mit 21 schon Gedanken um eine eigene Familie macht, sondern eher darum, wie er den nächsten Tag überlebt und ob am Ende des Monats wieder nur Toastbrot und trockene Nudeln auf dem Speiseplan stehen.

„Ich glaube nicht, dass ich mal Kinder will“, sage ich, nachdem ich mich von meinem Hustenanfall erholt habe. „Ich bin einfach nicht so der Kinder-Typ. Aber Katzen. Ich möchte später auf jeden Fall drei Katzen. Oder mehr.“ Meine Großmutter blickt mich entsetzt an, nicht sicher, ob ich scherze oder meine Antwort ernst meine. Es ist ausgerechnet die lesbische Cousine, die mir zuzwinkert und sagt: „Mit dem richtigen Mann kommt das noch!“

Dieser Satz scheint meine Großmutter fürs Erste zu befriedigen. Allerdings ist sie auch der Meinung, dass meine Großcousine von der Homosexualität „geheilt“ wird, wenn nur eines Tages der richtige Mann in ihr Leben tritt. Der sogenannte „richtige Mann“ ist übrigens inzwischen in ihr Leben getreten. In Form eines wunderbaren Sohnes, den sie gemeinsam mit ihrer Lebensgefährtin bekommen hat, künstliche Befruchtung sei Dank. Lesbisch ist sie immer noch.

Ich stehe inzwischen kurz vor meinem 31. Geburtstag und will immer noch keine Kinder. Obwohl ich den vielzitierten richtigen Mann mittlerweile auch an meiner Seite habe und plane, ihn auch noch für viele Jahre da zu behalten. Es ist nicht so, dass ich Kinder nicht mag. Ich kann mich mir selbst nur nicht als Mutter vorstellen.


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