Sag mal… Bist du schwanger?

Viele Frauen ab einem gewissen Alter müssen sich mit unangemessenen Fragen nach einer Schwangerschaft oder dem Kinderwunsch auseinandersetzen. Doch Familienplanung darf einfach kein Small-Talk Thema sein, findet unsere Autorin Jana.

Falls die Antwort nun “Ja” lautet – wie schön, große Freude – geht es gleich in die andere Richtung weiter. Neben allen möglichen schwangerschaftsspezifischen und dadurch noch intimeren Spezialfragen (am liebsten gestellt von ebenfalls Schwangeren oder Müttern), bieten sich diverse Nachforschungen in Richtung weiterer Lebensplanung an. Wer von beiden Eltern (wenn es zwei gibt) wie lange Elternzeit nimmt, zurück in den Job ja oder nein, mit wie vielen Stunden, weitere Kinder, Namen, was auch immer. Endlose Fragemöglichkeiten für indiskrete und neugierige Verwandte, Bekannte und Kollegen.  

Und ganz ehrlich: Ich find’s einfach ätzend! Übergriffig und unangemessen. Warum versetzt man sich nicht mal in die Lage des Gegenübers und denkt eine Minute darüber nach, was die Frage eigentlich auslöst. Zum Beispiel: In welche Lage bringe ich die Person mit meiner Frage? Wie gut kennen wir uns wirklich? Muss ich das jetzt ernsthaft unbedingt wissen und kann nicht abwarten, bis sich die Person mir gegenüber von selbst öffnet oder ich irgendwann schon mitbekomme? Löse ich mit meiner Frage vielleicht Unbehagen aus, bohre in einen schmerzhaften Bereich? Dieser Schritt zurück, dieses Reflektieren, vermissen ich in den allermeisten dieser Situationen komplett. Sicher, man kann auch einfach lügen, wenn man die Frage gestellt bekommt. Ich würde mir aber vielmehr etwas Verständnis und Feingefühl bei der fragenden Person wünschen.

Gibt’s ein Recht auf Information? 

Klar, auf jeden Fall. Dieses Recht hat genau eine Person: Nämlich der:die Partner:in, der:die an einer potenziellen Schwangerschaft oder Familiengründung beteiligt ist – wenn es eine:n gibt. Abgesehen davon, finde ich, hat niemand ein Anrecht darauf, diese Frage zu stellen – geschweige denn, eine ehrliche Antwort zu bekommen. Nicht ohne Grund ist die Frage nach einer Schwangerschaft in Vorstellungsgesprächen unzulässig. Hier darf also vom “Recht zur Lüge” Gebrauch gemacht werden. Ob Familie, Mutter, die beste Freundin zum ganz persönlichen Inner Circle des Vertrauens dazugehören sollen, muss natürlich jeder selbst wissen. Ich finde, sie tun es nicht unbedingt. Denn auch als Person mit einer engen Beziehung oder in so einer “Vertrauensstellung” kann ich doch etwas Geduld aufbringen, bis diejenige bereit ist, ihre Meinung oder ihren Status zum Thema eigene Schwangerschaft kundzutun. Und wenn das nicht passiert, mich damit eben abfinden. 


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