Mütter – ein Hoch auf die erfolgreichen Kämpferinnen des Alltags

Hausarbeit und Kinderbetreuung? Immer noch Frauensache

Denn auch wenn sich schon viel getan hat in den letzten Jahrzehnten, ist es selbst bei der faktischen Hausarbeit immer noch so, dass Frauen den Großteil erledigen. Diese Unterschiede haben sich über die Jahre hinweg nur wenig verändert. Frauen wenden täglich gute drei Stunden mehr als Männer für Kinderbetreuung und Haushalt auf, so eine Langzeitstudie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung*. Und das selbst dann, wenn sie Vollzeit arbeiten.

Immerhin sind wir damit im weltweiten Vergleich im Mittelfeld, in asiatischen Ländern ist die Hausarbeit und Kinderbetreuung reine Frauensache. In Indien beispielsweise verbringen Frauen rund sechs Stunden damit, ihre Männer hingegen nur 18,5 Minuten. In Japan und Südkorea sind die Verhältnisse ähnlich, laut einer Studie der OECD.**

Diese enormen zeitlichen Verdichtungen, die mit der Geburt von kleinen Kindern entstehen und grundsätzlich beide Elternteile belasten, wird in der Soziologie „Rushhour im Familienzyklus“ genannt. Es beschreibt neben der faktischen zeitlichen Belastung durch berufliche und familiäre Verpflichtungen auch das subjektive Empfinden des Drucks, alles unter einen Hut zu bekommen. Gerade dieser Druck lastet auf Frauen intensiver und länger, so die Wissenschaftler.***

Mütter schreiben To-do-Listen, Männer picken sich etwas heraus

Bei der emotionalen Sorgen-Arbeit ist die Lage also noch ungleicher verteilt als bei der faktischen. Männer fühlen sich nicht zuständig oder befähigt. Oder haben eben nicht das Gen dafür. Oder halten sich lieber, ihre eigenen Ressourcen schonend, heraus. Der oben erwähnte Artikel**** brachte es auf den Punkt: “Im Großen und Ganzen entwerfen Mütter To-Do Listen, während sich Väter aus all den aufgelisteten Dingen etwas für sich herauspicken.”

Aber es ist genau dieses „alles auf dem Zettel“ haben, was die ganze Sache für uns so anstrengend macht. Denn es erfordert all unsere Aufmerksamkeit und Voraussicht. Es ist nicht die einzelne Sache, sondern das Erinnern, daran Denken, im Blick behalten jeder einzelnen Sache im Zusammenspiel mit allem anderen, was uns einen Menge Energie abverlangt. So muss das Fußballtraining von Kind 1 abgestimmt werden auf den Tanzkurs von Kind 2: Transport, Snacks, Trainingsklamotten. Dabei noch nicht berücksichtigt sind all die unsichtbaren Zeit- und Energiefresser, die bei der Auswahl und Suche nach geeigneten Förder- und Freizeitmaßnahmen entstehen.

Wieso tun wir uns das eigentlich an?

Es überfordert nicht nur unsere Kinder, wie Studien immer wieder belegen, sondern auch uns selbst. Wir lassen uns antreiben von dem Gedanken, dass es unseren Kindern an nichts fehlen darf und sie sich zu sozial kompetenten und mit vielen Freunden bestückten, glücklichen Individuen entwickeln sollen. Es sind unsere eigenen Ansprüche, die uns zum Verhängnis werden, so bestätigt es auch eine Forsa-Studie der Zeitschrift Eltern (2014). 50 % der Frauen fühlen sich von ihren eigenen Ansprüchen unter Druck gesetzt, bei den Männern sind es nur 32 %. Von gesellschaftlichen Normen unter Druck gesetzt fühlen sich Mütter und Väter dagegen ähnlich stark (Frauen 41 %, Männer 39%).


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