Außerdem ist nur dann eine Gegenbewegung erkennbar, wenn ich den richtigen Leuten folge. Das hat schon genauso etwas mit Filterblase zu tun. Wie ich ein soziales Netzwerk wahrnehme, sagt mehr darüber aus, wie ich es nutze, als über die Menge der Inhalte die tatsächlich vorhanden ist. Das ist ja bei Facebook und Youtube nicht anders. Diese Datenkraken lernen ja auch von unseren Herzchen, was wir gerne sehen wollen.
Persönlich finde ich chaotische Kinderzimmer, Augenringe, Kaiserschnitt-Narben und Kilos nicht unperfekt. Sie sind nicht die Down-Side für mich. Sie sind einfach das reale Leben. Nicht sie sollten uns als positiv und außergewöhnlich auffallen, sondern das Perfekte und Polierte sollte uns als das Außergewöhnliche und Kunstvolle auffallen. Es ist ja spannend zu lernen, wie Posen funktionieren, wie viel Arbeit darin steckt und wie das Making Of ist. Aber dieses als “unperfekt” Markierte fällt eben auch nur dadurch auf, dass die Masse vom Perfekten so groß ist. Und auch das Unperfekte folgt bestimmten Kriterien der Ästhetik und es hat immer eine Aussage. Natürlich kann ich meinen Schwabbelbauch online stellen. Dann muss ich ihn aber thematisieren mit #bodylove und #fuckbodynorms. Dann habe ich sofort eine politische Agenda. Frauen mit dicken Oberarmen, Bäuchen, die größer sind als ihre Brüste und Härchen auf Oberlippen oder am Bauchnabel finde ich allerdings nie online, ohne dass genau das genannte von ihnen selbst kommentiert wird. Wir müssen noch immer das vermeintlich Unperfekte hervorheben und es uns mit stolz aneignen, damit nicht jemand anders schneller ist und mit dem Finger auf uns zeigt. Aber ich renne auch nicht durch die Stadt und klebe mir #bodylove auf meinen Hintern oder meine unrasierten Beine. Ehrlichkeit und Gelassenheit würde für mich dort anfangen, wo wir auch einfach mal unsere eigenen Körper und die der anderen unkommentiert lassen können. Aber wozu brauchen wir dann noch Instagram? 😉
Was wolltest du Müttern schon immer mal sagen? Raus damit!
Ihr seid richtig, so wie ihr seid und absolut liebenswert. Ihr habt verdient, dass man euch wertschätzt und eure Grenzen respektiert. Nichts muss jeden Tag wie am Schnürchen laufen. Gönnt euch zwischendurch einfach mal das Chaos, um dann wieder wie Phönix aus der Asche zu steigen. Ihr könnt stolz auf euch sein, für alles was ihr schafft mit all den Rahmenbedingungen, die ihr dafür habt. Die Welt sollte verdammt dankbar sein, für euren Mut, eure Kraft und die Verantwortung, die ihr übernehmt. Wer euch nicht atemberaubend findet, so wie ihr seid, hat ein Wahrnehmungsproblem. 🙂