Sind sich Paare in der Kinderfrage uneins, zerbricht die Beziehung meist über kurz oder lang. Wer seinen Partner dennoch halten will, muss nachgeben – oder zu radikalen Mitteln greifen. Unsere anonyme beziehungsweise-Leserin teilt ihre ganz persönliche, alles verändernde Geschichte
Ein paar Worte vorweg: Wenn Sie mich verurteilen, für das, was ich getan habe, ist das Ihr gutes Recht. Und vermutlich verdiene ich es nicht anders. Ich habe den Mann, den ich aus aufrichtiger Liebe geheiratet, dem ich bedingungslose Ehrlichkeit versprochen habe, vorsätzlich belogen. Und damit alles verraten, nur um etwas zu gewinnen. Dieses Verhalten ist durch nichts zu rechtfertigen – und doch will ich mit diesem Text versuchen, zu erklären, wie es soweit kommen konnte. Mit mir, mit uns und unserem großartigen Kind. Das es nicht gegeben hätte, wäre ich ein besserer Mensch.
Wir waren uns einig: Wir zwei sind genug
Ich lernte meinen Mann in unseren frühen Zwanzigern kennen. In dieser Zeit führten wir beide ein bewegtes Leben, trotzdem wussten wir sofort, dass das mit uns etwas Echtes ist. Etwas mit Tiefe und Bestand. Wir liebten uns bis in die Zehenspitzen und steckten die ersten Gehälter in gemeinsame Reisen, Unternehmungen und lange Nächte an den Theken unserer Stadt. Wir träumten groß und in buntesten Farben. Davon, auszuwandern, die Welt zu erobern, alles anders zu machen als unsere spießbürgerlichen Eltern. Davon, unsere Jahre auf der Erde bis ins Letzte auszukosten und niemals, niemals in der Doppelhaushälfte-Kinder-Hund-Falle zu landen, die einem früher oder später die Luft abdrückt.
Unsere Euphorie, wir wollten sie für immer konservieren und für kein Geld der Welt mit jemandem teilen. Auch nicht mit Kindern. Mit Mitte zwanzig waren wir uns einig. Sicher, dass wir zu zweit bis ans Ende gehen – und sich an dieser wildromantischen Vision niemals etwas ändern wird.