Zahlreich sind die Beispiele aus meinem Bekanntenkreis, bei denen bereits nach wenigen Wochen „die neue große Liebe!“ ausgerufen wurde und Mamas Neuer oder Papas Neue dringend mit nach Mallorca in die großen Ferien mussten. Händchenhalten auf dem Strandhandtuch. Reizend! Oder zu Weihnachtsfesten (mal wieder) ein neuer Lebensabschnittsgefährte ohne Vorwarnung ausgerechnet zum Weihnachtsfest eingeladen ist.
Das ist sicher gut für Mamas oder Papas Ego, ist jedoch in keiner Weise glaubwürdig und auch nicht zielführend für eine seriöse Zusammenführung in einem gewachsenen Familienverband. Jeder frisch verliebte Geschiedene darf sich daher hinterfragen, ob es ihr oder ihm darum geht, dem Umfeld zu demonstrieren, dass man weiterhin total attraktiv ist und alles im Griff hat. Ich kenne Beispiele von getrennten Paaren, die in einen Wettstreit gerieten, wer als Erster wieder einen vorzeigbaren Partner am Start hatte. Ich sage: Glückwunsch zu so viel Platzreife!
Die Präsentation des Neuen hat noch Zeit
Damit wir uns nicht falsch verstehen, rein gar nichts ist gegen eine frische Liebe einzuwenden – eine neue Episode in der Beziehungsbiografie ist ganz wunderbar. Da wäre jedoch meine Intention, sich erst mal tüchtig mit dem Glücklichen auszutoben und die Zweisamkeit zu genießen – und zwar fern vom Alltag. Sollte sich dann, über mehrere Monate, daraus eine ernsthafte Beziehung entwickeln, ist es Zeit, sich über die anstehenden Veränderungen zu unterhalten:
- Gespräch Nummer 1: Mit dem Ex-Partner oder Vater der Kinder. (Hier sind meist zahlreiche Tretminen verborgen.)
- Gespräch Nummer 2: Mit den Kindern, wenn möglich im Beisein des anderen Elternteils. (Kinder verabscheuen solche Sitzungen, Klarheit und Fragen-stellen-dürfen entkrampfen die Atmosphäre.)
- Eine gemeinsame Unternehmung mit den Kindern und mit dem neuen Partner außerhalb des Zuhauses.
- Ein Kurztrip, denn auf Reisen lernt man sich näher kennen. (Wenn möglich nicht an Orte wo die Ursprungs-Familie hingereist ist. Neuland ist da viel geschickter. Diskussionen über Erziehungsstile nicht vor den Kindern austragen.