Fehlgeburten sind völlig zu unrecht auch im 21. Jahrhundert ein Tabu. Wieso?
Auch ich. Was habe ich gezweifelt und überlegt, was gewesen wäre, wenn…
Viel zu viele Frauen müssen den Schmerz zurück halten. Oder sich anhören, dass es einfach nicht hätte sein sollen. Oder dass kein gesundes Kind geht. Der Zeitpunkt ohnehin nicht richtig war. Das mag alles stimmen. Und doch fühlen wir mit dem Herzen, nicht mit dem Kopf. Das Herz und die Trauer folgen keinen rationalen Erklärungen. Wir fühlen und der Schmerz nimmt uns die Luft zu atmen. Es gibt vermutlich keinen wahren Trost.
Außer Zeit.
Zeit, um in uns hineinzuhören. Zeit, um zu verstehen, was eigentlich passiert ist. Zeit, um Abschied zu nehmen. Zeit für einen Neuanfang. Und für neuen Mut.
Weißt du, kleines Wunder, obwohl du für viele andere Menschen niemals auf dieser Welt warst, hinterlässt du eine Lücke in unserem Herzen. Und das ist okay, richtig und wichtig so. Wir sprechen viel über dich. In diesen Momenten mischt sich in die Trauer auch immer öfter Dankbarkeit. Denn du hast uns gezeigt, dass in unseren Herzen noch Platz ist. Für dich. Unser Sternenkind.
Wir haben Freudentaumel und tiefe Trauer geteilt. Und hätten uns ohne dich niemals die Frage gestellt, ob wir noch ein Baby bekommen wollen.
Dieser Gedanke gibt mir Mut. Denn auch wenn scheinbar alle äußeren Umstände gegen dich sprachen, wir wären gerne Eltern geworden. Und werden es – wenn es sein soll – auch eines Tages sein. Bis dahin finden wir zurück in einen neuen Alltag, lassen die Wellen zu, die uns immer wieder überschwappen. Und warten auf das, was das Leben noch für uns bereit hält.
Und weißt du was, dein großer Bruder ist sich sicher, dass deine Seele nur auf den nächsten passenden Augenblick wartet, um zu uns zu kommen.
Wir können es kaum erwarten, dich kennen zu lernen.